Die Guter-Rotwein-für-5-Euro-Diskussion

Seit einigen Tagen wummert eine Diskussion durch Blogs, die Mario Scheuermann, sich selbst eingeschlossen,  als “Alphatiere der Szene” betitelt. Ausgehend von einem Weltonline-Artikel hatte sich außer beim Drinktank auch beim Weincasting und Niko Rechenberg eine Diskussion darüber entspannt, ob es gute Rotweine für unter fünf Euro gibt.

Lars Breidenbach bringt das Wesentliche dabei in Schreiberswein prägnant auf den Punkt: “Die wichtige Frage hinter dieser Debatte ist für mich, wie die Lebensbedingungen der produzierenden Winzerfamilien und deren Helfer aussehen.”

Vernünftigen bis guten Rotwein habe ich auch schon des Öfteren für unter fünf Euro gefunden. Wie der produziert wurde, wird dabei nicht klar. Das sollte uns aber interessieren. Ebenso sollte uns interessieren, wie es sein kann, beim Discounter für 250 g Hackfleisch nur 0,75 ct zahlen zu müssen. Und beim Wein ist es wie beim Schwein. Die Qualität mag ja gut sein, sauber, rein, aber das kann doch kein Produkt sein, welches den Erzeuger genauso befriedigt wie den Konsumenten (im Falle des Schweins wohl auch kaum das Schwein). Da stimmt grundsätzlich etwas nicht, würde ich mal behaupten. Und dessen sollten wir uns bewusst sein, wenn wir natürlich erzeugte Produkte erwerben möchten.

Da müssen wir uns nur We feed the world anschauen.

6 Kommentare

  1. wie schon bei Lars gesagt: danke!

    Mich deprimiert diese “Alpha-Tier-Debatte” immer mehr, die in Anbiederung an die “Geiz ist geil” Mentalität des durchschnittlichen Käufers die Erzeugerseite ganz aus dem Blick verliert – bis dann wieder eine Welle von Entrüstung über Pestitzidrückstände im Wein oder Ähnliches durch die gleichen Blogs läuft – dass es da einen Zusammenhang gibt, und für unsere Umwelt und die in ihr arbeitenden Menschen nachhaltige Landwirtschaft eben nicht zum Schleuderpreis möglich ist, wird einfach ausgeblendet – das finde ich viel arroganter als die Äußerungen des Sommeliers in der Welt…

  2. Ja Iris, das ist im Moment überall das Gleiche. Siehe Finanzmärkte. Überall geht es nur noch darum, die besten Schnäppchen machen zu können,selbst die höchsten Renditen zu fahren und was das gesamtgesellschaftlich anrichtet: Scheiss der Hund drauf!

    Aber dieses System fliegt uns langsam aber sicher (Gott sei Dank?) um die Ohren und ich hoffe, dass wir in der Lage sind, die richtigen Konsequnezen zu ziehen.

  3. Das ist ein altes publizistisches Prinzip, senkst Du die Anforderungen an die Leser, so steigt die Auflage. Schreibst Du über teure Weine, erreichst Du wenige Freaks, schreibst Du über billige Weine, erreichst Du (vielleicht) die Massen.

    Unterm Strich zeigt sich aber, es gibt ja noch andere Blogs, die das versuchen, dass keiner der Wein-Blogs von den Zahlen so alphamäßig abgehoben ist, wie die Betreiber sich manchmal sehen. Von richtig großen Blogs sind sie weit entfernt, und das macht ja auch den Charakter eines Blogs im Nischenthema aus. Da ist die Welt eben klein.

    Ob man den Supermarkt-Käufer wirklich mit einer Weinexpertiese erreichen kann, frage ich mich eh. Denn die lassen sich vermutlich eher von Werbung, Lifestyle und vermeintlichem Status-Transfer einfangen, als von Aromen und Strukturen.

  4. […] sich mittlerweile scheinbar alle bekannten Weinblogger wie Niko Rechenberg, Lars Breidenbach, Christoph Raffelt, Matthias Metze, Werner Elflein und auch Charles M. Bugnowski geäußert haben, will ich mich als […]

  5. Frank

    Im Prinzip hast du ja Recht, aber es gibt halt doch Weine UM 5,- €, die ich gut nennen würde und die von der Herkunft her über alle Zweifel erhaben sind, z.B. der kleine Rosso Piceno von Saladini Pilastri oder der kleine von Clavel (der war zumindest mal bei 5,50,-).

    Auch bei Jacqes’ findet man für um die 5,- € guten Wein, weißen wie roten, wobei “gut” natürlich dann nicht heißen kann, dass diese Weine sehr konzentriert sein können und sicher besitzen sie im Falle von Jacques auch oft nicht immer viel Individualität, was du ja in deinem anderen Blog-Artikel zu Recht dargelegt hast. Doch auch hier gibt es, wie ich meine, Ausnahmen, gerade im untersten Preis-Segment.

    Ein Beispiel für einen preisWERTEN Wein bei Jacques (nicht für einen individuellen) ist z.B. der Farnese Sangiovese. Er ist für 4,25 € ist ein, wie ich finde, gut gemachter, sauberer, fruchtbetonter und gut ausbalanzierter Wein, der wohl an viele einfache Chiantis, die zwischen 6,- und 7,- € kosten, ran kommen dürfte. Sicher ist der Wein so günstig, weil das ein sehr großer Erzeuger ist und ein Wein von den Terre di Chieti kein Renommee an sich hat. Als Alltagswein finde ich den jedenfalls “gut”, im Sinne eines guten Preis-Genussverhältnisses.

    Oder nimm den 2007 GUY BOYER – Cabernet-Merlot für 3,80 €. Klar ist der Wein von den Tanninen her etwas rau, aber für den Preis ist er meiner Meinung nach trotzdem gut.

    Falls du die nicht kennst, probier sie doch mal und schreib mir, was du denkst.

    Frank

  6. Natürlich gibt es da immer Ausnahmen. Den Clavel beispielsweise finde ich auch gut und den Farnese Sangiovese ebenso für den Preis. Mir ging es bei der Diskussion auch wirklich um einen prinzipiellen Gedanken den man da haben sollte, finde ich.

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