Liebes Navinum-Team…

vor einiger Zeit habt Ihr mir eine Mail geschickt, in der Ihr mich gebeten habt, Euer Weinportal zu besuchen und ein Feedback zu geben. Dazu habt Ihr mir einen Gutscheincode gegeben, um das Ganze mal auszuprobieren. Es ist ja längst über Facebook bekannt geworden, dass der leider nicht funktioniert hat und Ihr danach auch bei der Anrede derjenigen, die Ihr angesprochen habt, etwas durcheinander gekommen seid. Das kann ja passieren, auch wenn das für den Erstkontakt mit Kunden oder Presse meist nicht gerade förderlich ist, so hemdsärmelig und unprofessionell aufzutreten, aber geschenkt. Deswegen schreibe ich hier nicht.

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Zunächst einmal: Grundsätzlich finde ich es gut, wenn es Bewegung auf dem Weinmarkt gibt. Vor allem die Initiative, an Menschen heranzugehen und Ihnen Hilfestellung zu leisten, die sich noch nicht so gut mit Wein auskennen, finde ich immer begrüßenswert. Es gibt viele Barrieren, die sich auftuen können, bis man sich die ersten Flaschen Wein bestellt, zumal, wenn man die Weine vorher nicht probieren konnte. Eine Handreichung, die Erstellung eines individuellen Geschmacksprofils, ein Ratgeber, Wein und Speisen zu verbinden, als das ist begrüßenswert.

Leider hilft das dem ernsthaft Weininteressierten auf Eurer Seite jedoch überhaupt nicht weiter. Ihr behauptet, dass Ihr das Geschmacksprofil zusammenstellt, in dem Ihr es mit den Daten von tausenden von Weinen vergleicht. Wenn ich Euer Angebot richtig einschätze, ist es jedoch gerade mal dreistellig, wenn überhaupt, ich habe nicht nachgezählt. Doch beispielsweise unter der Rubrik Österreich gibt es nur drei Weine, unter der Rubrik Spanien auch. Beeindruckend groß jedoch finde ich die Anzahl jener Rubriken, wo einfach gar keine Weine angeboten werden. Ich kann ja nachvollziehen, dass Ihr noch wenige Partner habt, die Euch die Weine liefern, aber warum bitte seid Ihr dann schon online, wenn Ihr praktisch gar nichts bieten könnt? Und warum um alles in der Welt fragt ihr Blogger und Journalisten, dass diese Eure Seite bewerten sollen, wenn es dort kaum Angebot, zumindest keine Vielfalt gibt?

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Das wäre ja auch alles noch nichts, worüber ich mich ärgern würde, das ist ja letztlich Euer Problem. So richtig übel allerdings wird es dann, wenn Ihr den Mangel an Auswahl anderen in die Schuhe schiebt. Oder was soll es heißen, wenn ich bei Griechenland oder beispielsweise der Pfalz ernsthaft lesen muss: „Leider sind aktuell keine Weine verfügbar, die wir Ihnen mit ruhigem Gewissen empfehlen können“? Ihr könnt mir aus der Pfalz ruhigen Gewissens keinen Wein empfehlen? Dort, wo gerade einige der besten Rieslinge und Burgunder der Welt entstehen? Findet Ihr das nicht reichlich anmaßend? Oder ist auch das irgendwie nur hemdsärmelig und nicht durchdacht? Wäre ich Winzer, fände ich Euren Auftritt jedenfalls reichlich arrogant. Als Konsument und jemand, der Weine und Plattformen empfiehlt, kann ich nur sagen, beruft noch mal ein Team-Meeting ein oder zwei, und überdenkt noch mal das Eine oder Andere von dem, was Ihr da schreibt und anbietet.

Ach ja, noch ein Tipp: Stellt jemanden ein, der was von Wein versteht. Der wird Euch dann sagen, dass Welschriesling kein Riesling ist und deshalb nicht in diese Kategorie gehört. Der kann Euch dann auch sagen, dass Viognier nicht automatisch zu Thunfisch-Carpaccio passt. Vor allem nicht, wenn er Teil einer Cuvée mit Syrah und Mourvèdre ist.

Grüße, C.

 

P.S.: Jetzt schaue ich gerade noch mal in die Rubrik Pfalz und finde nun doch einen Wein. Einen Dornfelder-Portugieser „Le Jardin Herrenhaus“, einen Sommer-Rotwein, der auch gekühlt getrunken werden kann. Dieser ersetzt nun als Einziger das Schildchen „Leider sind aktuell keine Weine verfügbar, die wir Ihnen mit ruhigem Gewissen empfehlen können.“ Merkt Ihr selbst, oder?

 

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