Inglenook – mit Eleganz gegen den Napa-Strom geschippert

Vor kurzem habe ich eine ganze Reihe kalifornischer Weine probiert, und zwar bei einer großen Veranstaltung in Hamburg. Ich war, ehrlich gesagt, ein wenig entsetzt darüber, dass sich weder in der Breite, noch in der Spitze etwas getan zu haben schien in Bezug auf das späte Lesen, den Alkoholgehalt und die dementsprechende Schwere der Weine. Den Text dazu findet ihr hier.

Der Weinmacher, Philippe Bascaules und die Inglenook-Cabernets

Der Weinmacher, Philippe Bascaules und die Inglenook-Cabernets

Letzten Samstag hatte ich nun die Gelegenheit, etwas zu probieren, was deutlich anders gelagert war. Ich konnte den Cask Cabernet Sauvignon und den Rubicon von Inglenook probieren. Und zwar den gerade abgefüllten Jahrgang 2011 und den eigentlich noch im Fass befindlichen 2012er. Inglenook lautet der Name des Weinguts, das früher Niebaum-Coppola hieß. Es ist eines der berühmtesten und ältesten Weingüter in Kalifornien. Das Weingut wurde 1879 gegründet, und zwar von einem finnischen Kapitän namens Gustave Niebaum. Dieser hat sich dort niedergelassen, um schon damals in Konkurrenz zu treten mit den besten europäischen Gewächsen. Das alles hat sich ein bisschen verschoben, später gab es dann die Prohibition, der kalifornische Weinbau kam großenteils zum Erliegen und erst sein Großneffe John Daniel Jr. hat in den 30ern begonnen, mit dem Weingut wieder Fahrt aufzunehmen. 1975 hatte Francis Ford Coppola die Möglichkeit, das Weingut und große Teile der Weinberge zu übernehmen. Coppola hatte sich damals schon als Regisseur und Produzent einen Namen gemacht (Der Pate II kam 1974 in die Kinos und eigentlich steckte er gerade in den traumatischen Dreharbeiten zu Apocalypse Now), doch hatte er hier die Chance, seiner zweiten Leidenschaft zu frönen.  1978 kam der Wein auf den Markt, der ihm einen der vorderen Plätze auf der Richter-Skala des kalifornischen Weinbaus sichern sollte: Rubicon, Cabernet Sauvignon aus Rutherford im Napa Valley. Dass Coppola nicht nur ein Promi ist, der nebenbei ein Weingut betreibt, muss er längst nicht mehr beweisen. Er ist viel mehr als das. Er ist eine feste Größe in kalifornischen Weinbau und hat mit der Francis Ford Coppola Winery in Geyserville ein zweites Schiff unter Dampf, das auch niedrigspreisiger und konsumorientierter arbeitet als das edle Inglenook.

Der Inglenook Cask liegt bei 14.2% Alkohol. Das ist immer noch deutlich von den 12.5% entfernt, die entsprechende Weine in den 90ern in die Waagschale geworfen haben und deren Feinheit ich im letzten Artikel gelobt habe. Und doch ist dieser Wein meilenweit von den fetten Schnecken entfernt, die einem das Weintrinken, nein Weingenießen vergrämen. Der Wein wirkt duftig und mittelgewichtig. Er bringt vor allem etwas von den grünen Noten mit, die bei einem Cabernet schnell verloren gehen, wenn  man diesen zu spät erntet. Neben diesen leicht grünen (aber reifen) Noten findet sich Frucht und Leder, etwas Grafit und Zeder. Am Gaumen bleibt der Wein immer elegant, gut strukturiert und offen. Er hat mir in diesem Stadium sehr gut gefallen.

Das Château Inglenook im original angelsexy-georgiastischen Stil. Copyright Inglenook

Das Château Inglenook im original angelsexy-georgiastischen Stil. Copyright Inglenook

Obwohl der 2011er Rubicon etwas weniger Alkohol besitzt, wirkt er dichter und üppiger als der Cask. Das ist kein Wunder. Er ist das first growth des Hauses, in ihm findet sich das reifste und konzentrierteste Traubenmaterial. Und doch, trotz der höheren Dichte wirkt nichts überreif oder zu konzentriert. Das ist auch nicht im Sinne des Weinmachers. Philippe Bascaules ist eben kein Mann des Napa-Valley, denn er stammt aus dem Südwesten Frankreichs. Coppola hat ihn vom Château Margaux geholt, wo er viele exzellente Jahrgänge verantwortet hat. Das zeigt ziemlich deutlich, wo die Reise hingehen soll. Und das hat Bascaules im Gespräch auch bestätigt. Man hat sich einen neuen Entrapper angeschafft, der die Oxydation auf ein Mindestmaß reduziert. Man vergärt anders und will keine Überextraktion mehr haben. Obwohl der Wein zu 80% in neuem Holz lag, bleibt die Holznote schwebend elegant. Auch wenn 20111 ein wirklich schwieriger Jahrgang war, verregnet, zwischenzeitlich kalt, mit Stürmen während der Lese und Problemen mit Pilzbefall, zeigt sich hier die Hand eines exzellenten Weinmachers. Auch wenn ich mir die Weine noch mehr old school vorstellen könnte (das zeigte sich beim typischeren 2012er Jahrgang), noch etwas leichter und frischer mit noch weniger Holz – was ich probieren durfte, fand ich schon sehr beeindruckend.

Probiert auf der summa 14

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