Australien – eine Weinreise in mehreren Teilen

Vor ziemlich genau einem Jahr bin ich von einer Australienreise zurückgekehrt, die mich nachhaltig beeindruckt hat. Und das auf mehreren Ebenen. Ich hatte diese Reise zugesagt, nachdem mich Wine Australia zum dritten Mal eingeladen hatte. Es war zunächst gar keine so leichte Entscheidung, denn eigentlich finde ich es in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz absurd, für zwei Wochen eine solche Strecke zu fliegen. Und da die Reise jeweils in eine Zeit fiel, in der bei meiner Frau Semester-Zeit an der Hochschule ist und es schulpflichtige Kinder gibt, ist es zudem nicht leicht zu organisieren. Andererseits war Wine Australia zwar bewusst, dass ich einer der wenigen Weinschreiber in Deutschland bin, die sich überhaupt ernsthaft für Australien interessieren, aber mehr als drei Mal würden sie wohl nicht fragen, dachte ich mir. Im Nachhinein bin ich mehr als froh, dass ich mich für die Tour entschieden habe. Und wer hätte schon gedacht, dass es meine letzte größere Reise für eine lange Zeit sein würde?

Nachhaltig war diese Reise zwar nicht in Bezug auf Umweltfragen. Persönlich aber war sie mehr als das. Das lag nicht zuletzt an der kleinen Reisegruppe: ein Schwede, ein Pole, eine Irin, drei Engländer*innen und ich samt unserer Reiseleiterin Emma Baumann, die das Ganze perfekt durchgeführt hat. Es war die bisher amüsanteste Gruppe, mit der ich je unterwegs war. Zum anderen bestand der rote Pfaden dieser Reise vor allem der Besuch kleinerer Weingüter, darunter auch so einige, die gar nicht exportieren und zudem alternative Weinstile pflegen und somit einen Blick auf Australien geboten haben, wie man ihn von Mitteleuropa aus kaum mitbekommt. Schließlich haben die Organisatorinnen vieles von dem mit eingebaut, was wir und auch ich gerne besuchen wollten. Schließlich schreibe ich nun mal über Wein, also war die Entscheidung auch richtig. Trotzdem, insgesamt habe ich knapp 10.000 Kilo CO2 verantwortet, die in die Atmosphäre geblasen worden sind. Das ist fast das fünffache klimaverträgliche Budget, das mir eigentlich zusteht. Das habe ich zwar mit Atmosfair-Zertifikaten ausgeglichen, und doch ist die Menge halt erst einmal in der Atmosphäre. Das mal vornweg, wenn man in ein Land reist, das so weit von dem eigenen entfernt liegt.

Angove Estate, McLaren Vale

Australien ist ein Staat, der von weißen Mitteleuropäern gegründet wurde, und dabei die Rechte der indigenen Bevölkerung mit Füßen getreten hat – und das in vielen Teilen auch heute noch tut. Das wurde in einer halbtäglichen Begegnung mit Josh Whiteland besonders offensichtlich, der seit vielen Jahren für einen Ausgleich zwischen den beiden Kulturen sorgt, für mehr Verständnis für die Aborigine, aber auch für mehr Empathie für das Land, auf dem alle leben. Tatsächlich wird Australien ja in hohem Maße ausgebeutet. Es ist ein ganzer Kontinent voller Bodenschätze. Man konnte das sehr gut sein auf dem Flug von Adelaide nach Perth. Das Land wirkt dort häufig extrem ausgebeutet, verwundet, zerstört. Während wir dort waren, entstanden schon die ersten Feuer, die sich dann bis März zum schwersten Flächenbrand der Geschichte ausgeweitet haben. Der Zusammenhang zwischen den Waldbränden, dem Klimawandel und dem Export von Kohle wird in der australischen Politik allerdings weiterhin gerne komplett vertuscht oder bestritten. Und in einem Land, in dem es fast nur noch Murdock-Medien gibt, ändert sich das auch nicht so schnell. Das Land ist konservativ, und es ist ein weites Land. Gleichzeitig ist es ein faszinierendes und eines, in dem wir eine ganze Menge alternativ denkender Menschen kennengelernt haben. Ein Kontinent mit sehr vielen Facetten, von denen ich nur einige wenige kennengelernt habe. Um einige davon geht es im folgenden mehrteiligen Bericht. 

Shaw+Smith, Adelaide Hills

Was erwartet Euch dabei? Es wird eine Reise von Melbourne über Adelaide nach Perth und insofern vom Yarra Valley bis nach Margaret River. Die mit Abstand meisten Weine, die ich erwähne, gibt es in Deutschland nicht zu erwerben. Das ist sehr Schade. Ich würde mir mehr Vielfalt an australischen Weinen wünschen statt Mengen an einfallslosem Massenstoff, den man auch überall anderswo herstellen kann. Kämen die wirklich interessanten Weine hier herüber, wie es sie aktuell praktisch nur bei Wein am Limit in einer feinen Auswahl gibt, dann könnte man auch den ökologischen Fußabdruck rechtfertigen. Bei Massenware fällt mir das schwer. Also … es ist nicht einfach mit dem australischen Weinbau. Und er hat es auch nicht leicht. Denn er hat im letzten Jahrzehnt stark auf den asiatischen, respektive den chinesischen Markt gesetzt, und die haben ja im November 2020 den Australiern zwischen 107 und 212 % Strafzölle auf ihre Weine gedrückt. Das dürfte den Verkauf erheblich erschweren.

Nun aber geht es erst einmal nach Melbourne und ins Yarra Valley.

The Backery, Margaret River

In Australien – Teil 1: Im Yarra Valley 

(Yeringberg, Giant Steps, Yarra Yering, Payten & Jones, Thousand Candles, Mac Forbes, One Block)

In Australien – Teil 2: Im Yarra Valley 

(Punt Road, Rob Dolan, De Bortoli, Seville Estate, Coldstram Hills, Denton, Luke Lambert, Journey Wines, Thick as Thives, Santolin)

In Australien – Teil 3: Im McLaren Vale 

(Olivers Tarranga, Angove, Ministry of Clouds, Bekkers, Jericho, Wirra Wirra)

In Australien – Teil 4: Im McLaren Vale 

(d’Arenberg, Maxwell, Gemtree, Paxton, Battle of Bosworth, Yangarra)

In Australien – Teil 5: In den Adelaide Hills

(Shaw+Smith, Artwine, Longview, La Prova, Hahndorf Hill)

In Australien – Teil 6: In den Adelaide Hills

(Ochota Barrels, Gentle Folk, Basket Range, Worlds Apart, Commune of Buttons, Lucy Margaux)

In Australien – Teil 7: In den Adelaide Hills

(Deviation Road, Mount Lofty Ranges, Croser/Petaluma, The Lane)

In Australien – Teil 8: Margaret River

(Castle Rock/Josh Whiteland, Vasse Felix, Xanadu, Flametree, Cape Mentelle)

In Australien – Teil 9: Margaret River

(Cullen, Voyager, Leeuwin, Fraser Gallop, LAS Vinos, Si Vintners, Wines of Merritt)

In Australien – Teil 10: Fazit

Disclaimer: Die Reise wurde organisiert und bezahlt von Wine Australia

5 Kommentare

  1. Thomas Riedl

    Hallo Christoph,

    da auf Deiner Webseite lange Zeit nur podcasts erschienen und ich selten die Zeit und noch seltener Lust habe, Wein-Podcasts zu hören, habe ich ehrlich gesagt geraume Zeit nicht auf Deine Seite geschaut.
    Und eben entdecke ich, dass Du hier endlich die Reise nach Australien dokumentierst. Danke!
    Den selbstkritischen Teil zur Klimadebatte und Deinen Verweis auf die problematische, zutiefst rassistische Geschichte und Gegenwart Australiens finde ich schon mal gut!
    Ich sage ja immer: Wein ist ein politisches Getränk. Ich bin also gespannt auf die kommenden Teile.

    Bis bald!

    Thomas

  2. Hallo Thomas, ja, tatsächlich werden Podcasts deutlich stärker frequentiert als Texte. Und da ich sowieso schon den ganzen Tag über Wein schreibe, sind Texte eine zusätzliche Herausforderung geworden. Aber jetzt folgt erst einmal wieder eine ganze Reihe davon … liebe Grüße, Christoph

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