Alejandro Fernandez, Dehesa la Granja, 2001

Eigentlich ist es ja nur ein Landwein, den Alejandro Fernendez im Dehesa la Granja abfüllt. Aber das kommt ja nun häufiger vor, dass in Landweinflaschen mehr drin ist, als draufsteht, und dann auch schon mal mehrere Dutzend Euro kosten kann, dann wenn der Wein in den Flaschen nicht den Anbaukriterien der Gebiete entspricht, beispielsweise. Hier hat Fernendez also auf eine weitergehende Klassifizierung verzichtet und diesem reinsortigen Tempranillo die einfachste Qualitätsbezeichnung angedeihen lassen. Was man ins Glas bekommt, erhebt sich qualitativ aber meilenweit über das, was man im Allgemeinen im Supermarkt als Crianza, Reserva oder Gran Reserva erhält.

Dieser Wein ist ein Paradewein. Der knallt einem die Frucht und das Holzig-würzige, die Tannine und den Alkohol nur so um die Ohren. Das fängt an, als ich den Wein ins Glas schütte. Da kann ich mit der Nase noch weit entfernt sein und trotzdem breiten sich Gewürze, Tabak, Johannisbeere und Vanille wie Nebel aus. Im Mund eine klare Fruchtsäure, dann fette Kirschen und Vanille, Gewürze und getoastetes Holz. Schwer, voluminös, überhaupt nichts wirklich Feines. Aber … und das ist es: Es passt, es ist eine Balance drin in dem Wein und eine frische Note, ohne die es mal wieder nur Marmelade wäre, wie es das so häufig ist bei modernen spanischen Weinen in dieser Preisklasse. Das ist moderner Rock’n’Roll-Wein auf schönem Niveau.

(Auch im Advent genießbar und statt Rock’n’Roll ein bisschen Weihnachtsliedermelancholie mit Frank Sinatra).

Alejandro Fernandez, Dehesa la Granja, 2001, Toro, Spanien, ca 9,95 Euro

2 Kommentare

  1. Frank

    Den haben sie ja gerade bei Mövenpick als 2002er im Angebot. Was mich dann aber davon abgehalten hat, da zuzuschlagen, ist die Tatsache, dass mir spanische Weine oft zu holzbetont sind, und das oft schon bei Crianzas, die ja nur halb so lange im Barrique waren. Und du sprichst ja auch von “Gewürze, Tabak, …, Vanille”. Da geht die “Johannisbeere” für meinen Geschmack wahrscheinlich doch etwas unter. Zudem ist der im Angebot der 2002er, und ich glaube mich zu erinnern, dass 2002 ein deutlich schwächerer Jahrgang ist. D.h. ein weniger konzentrierter Wein muss gleich viel Holz “verdauen”…

    Vielleicht probier ich den mal irgendwann als 2004er, wenn der rauskommt.

    Wo wir gerade bei spanischem Wein sind und du ja auch Pinard de Picard kennst. Ich mag sehr gerne den Inurrieta Norte. Der hat für meinen Geschmack die richtige Balance aus Holz und Fruchtigkeit.

    Übrigens – colles Blog!
    Frank

  2. Bei inbarrique.de zum Beispiel gibt es den 2003 jetzt neu. Ich habe diese Jahrgänge aber nicht probiert. Dieser Wein braucht definitiv viel Zeit weil sonst das Holz zu stark dominiert. Der 2001er war aber sehr schön reif und das Holz gut eingebunden. Der Wein ist i.G. zum Inurrieta für mich aber kein Alltagswein sondern ein Winterabendwein. Und genau dafür ist er herrlich. Die Inurrieta-Weine habe ich übrigens hier auch schon allesamt beschrieben, musste mal schauen.
    Zum Beispiel hier:

    http://www.originalverkorkt.de/2007/09/inurrieta-norte-2004-merlot-und-cabernet-navarra/

    Und für die Blumen zum Schluss: Vielen Dank!

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