Der Grand Prix der Großen Gewächse 2022 – Tag 2, Spätburgunder – Baden & Württemberg

Baden

Aus Baden gibt es 28 Weine zu verkosten. 

Flight 1

Es beginnt mit dem 2019 Stigler „Freiburg Schlossberg“. Farblich hell, also wenig extrahiert, erinnert er an Blutorangen, Erdbeeren, Himbeeren und ein wenig an Hagebutte. Es gibt eine Note von Malz und eine leicht grüne, die jedoch nicht stört, sondern belebt. Am Gaumen zeigt der Wein hellen, frischen Saft, ein seidiges Tannin, eine leicht süße rote Frucht und einen angenehmen Säuredruck. Bis auf eine leichte Bitterkeit, ist das ein feiner Wein: lebendig, leicht, unkompliziert und doch mit Anspruch und vor allem mit viel Trinkfluss. Der ist für mich jetzt schon fast auf dem Punkt.  Der 2021 Wöhrle „Lahr Kirchgasse“ wirkt etwas tintig und noch reduktiv, aber im Duft bei weitem nicht so holzbetont wie letztes Jahr. Am Gaumen ist das ein runder, saftiger, leicht süßer, vielleicht etwas zu runder, aber trinkfreudiger Wein. Das gefällt mir insgesamt viel besser als 2020. Bei Bernhard Huber geht es los mit dem 2021 Bernhard Huber „Köndringen Alte Burg“, und der bildet einen schönen Auftakt mit einer reifen, leicht gedeckten Kirschfrucht, in der es auch ordentlich Sauerkirschen gibt. Es gibt in der Nase einen Hauch von gekochter Frucht und am Gaumen ein leicht trocknendes Holz, aber ansonsten wirkt das saftig, lebendig, süß im Extrakt, ätherisch und fein. Weiter geht es mit der 2021 Bernhard Huber „Bombach Sommerhalde“, die etwas dunkler, fleischiger und auch noch etwas reifer in der Frucht wirkt. Am Gaumen aber ist das präzise, frisch, saftig und leicht druckvoll mit dezentem, aber präsentem Tannin. Im Mittelbau fehlt mir ein bisschen die Substanz, da hätte ich gerne was, was ich mehr kauen könnte. Es folgt der 2021 Bernhard Huber „Malterdingen Bienenberg“, der eine ganz leichte Flüchtige Säure besitzt. Aber das stört nicht, zumal es sich mit violett floralen Noten, etwas Bergamotte und feinem Holz mischt. Am Gaumen ist das auskleidender, voller, seidiger, extrem charmanter und eleganter Wein mit feiner Säure- und Tanninstruktur. Chapeau! Es bleibt der 2021 Bernhard Huber „Hecklingen Schlossberg“, der ebenfalls die Säure in der Nase besitzt, dazu leichte Röstnoten und eine tiefe Frucht. Am Gaumen wirkt er sehr komplett, fester als der Bienenberg, etwas strukturierter mit viel Stoff und Gripp und einer saftigen, angenehm säuerlichen Frucht. Der Wein wird auf Dauer der Größte der vier Weine sein, aber bisher würde ich mich in den Bienenberg verlieben. 

Flight 2

Flight Zwo startet mit dem 2021 Franz Keller „Oberrotweil Eichberg“ , der für mich in der Nase wieder zur Jura-Pinot-Fraktion gehört. Da ist dieses Offene, wenig Geschwefelte, Charmante, leicht zermatscht Fruchtige, Kräutrige und Leichte. Am Gaumen kommt eine Subtile Süße hinzu in der roten und dunklen, kirschigen und beerigen Frucht. Das hat einen ganz leicht oxydativen Touch und ich mag das sehr. Es folgt die selbe Lagen von Salwey. Der 2021 Salwey „Oberrotweil Eichberg“ wirkt würziger, etwas röstiger, aber auch offen. Das Mokka-Würzige ist durchaus ein Markenzeichen des Hauses. Am Gaumen ist das bissfester, saftiger Pinot mit gedeckter Frucht, wirksam, aber subtil eingesetztem Holz, einem süßen Kern und seidiger Textur. Das ist schmackhaft. Weiter geht es mit dem 2021 Salwey „Oberrotweil Henkenberg“ , der ebenfalls den Mokka-Ton aufweist, aber dezenter als der Eichberg und auch dezenter als im Vorjahr. Tatsächlich wirkt der Wein insgesamt etwas dezenter, gedeckter, unfertiger mit einer etwas diffusen Frucht und Säure und einem etwas runden Tannin. Der 2021 Salwey „Oberrotweil Kirchberg“ wirkt deutlich eleganter mit einer klareren Frucht, die von Süß- und Sauerkirschen bestimmt wird. Hier zieht sich die Säure viel klarer durch die Frucht. Aber auch hier hätte der Wein meiner Meinung nach etwas mehr Extrakt und Ecken haben können. Im 2021 Franz Keller „Oberrotweil Kirchberg“ gibt es auch gar nicht so viele Ecken, aber da gefällt mir der Gesamtausdruck besser. Auch dieser Keller-Wein wirkt offen, lebendig, im Körper leicht aber insgesamt komplex. Das hat Finesse, Saft, einen leichten Druck, viel Kräutrigkeit in der saftigen Frucht. Das wirkt charmant und vor allem sinnlich bei gleichzeitigem Trinkfluss.

Flight 3

Der 2021 Bercher „Burkheim Feuerberg Kesselberg“ riecht wie eine Schokolade, die man etwas zu lange gelagert hat. Das ist aber viel besser als der Geruch von Hansaplast aus dem letzten Jahr. Am Gaumen ist das ein rechter einfacher, nichts desto trotz trinkfreudiger Wein mit einem leicht griffigen Tannin und lebendiger Säure in der leicht gedeckten, roten Frucht. Beim 2021 Franz Keller „Jechtingen Enselberg“ geht es „natural“ weiter. Was Schnaitmann in Württemberg, macht Keller in Baden. Ich kann nur noch mal betonen, dass ich das sehr mag. Weshalb? Weil diese Weine von Anfang an Freude bereiten und einladen. Der „Enselberg“ wirkt dunkelfruchtiger als die bisherigen Weine, etwas reduktiver in der Nase und etwas voller, dunkelfruchtiger, reifer und voller. Das Tannin wirkt rund und könnte etwas mehr Grip besitzen, aber das ist ein angenehmer Schmeichler mit feiner Würze, bei dem im Finale etwas Hitze stehen bleibt. Beim 2021 Franz Keller „Oberbergen Bassgeige Steinriese“ beginnt die Eleganz mit einer reifen, saftigen, leicht süßen Kirschfrucht und einem ganz dezenten Holz. Am Gaumen besitzt der Wein genau diesen Grip, der mir beim Enselberg fehlte. Der Steinriese ist sehr komplett, fruchtig, saftig, seidig und lebendig. Stark! Es folgt jedoch noch der 2021 Franz Keller „Achkarren Schlossberg“, der sich im Duft auf dem gleichen Niveau bewegt, etwas rotbeeriger, noch saftiger, noch tiefer und sinnlicher. Wie soll ich sagen? Zwei sehr geile Weine. Nach zwei solchen Weinen hat es der nächste schwer. Der 2021 Dr. Heger „Achtkarren Schlossberg“ wirkt tatsächlich ein wenig behäbig dagegen mit Trockenholz in der Nase und etwas Gummi. Am Gaumen setzt sich das fort in Verbindung mit dezenter Fruchtsüße und einer runden Frucht. Der 2021 Michel „Achtkarren Schlossberg wirkt da offener, einladender mit dezentem Holz und einer recht hellen, saftigen Frucht. Das ist zwar nicht überaus komplex, aber saftig, sinnlich und angenehm bodenständig.

Flight 4

Weiter geht es vor und hinter den Winklen. Also zum Beispiel mit dem 2021 Michel „Ihringen Winklerberg Hinter Winklen“. Der Wein duftet nach Kräuterauszug in einer leicht kompottigen Erdbeer- und Himbeerfrucht. Am Gaumen wirkt er charmant und süffig mit leicht gekochter Frucht samt Extraktsüße, die aber nicht pappig wirkt, sondern genau richtig. Der Einsatz vom Holz ist gelungen. Das ist kein komplexes, aber angenehmes Gewächs. Der 2021 Dr. Heger „Ihringen Winklerberg Winklen“ gefällt mir besser als der Schlossberg. EE wirkt noch etwas reduktiv, aber angenehm fest und präzise. Auch am Gaumen gibt es noch ein wenig Reduktion, aber schon eine sinnliche, seidige Seite. Es ist ein ruhig, in sich balancierter Wein mit warmen und kühlen Aspekten und deutlich mehr Charme als im letzten Jahr. Der 2021 Dr. Heger „Ihringen Winklerberg Wanne“ wirkt ebenfalls leicht reduktiv, aber in angenehmer Form. Neben der Frucht, hat der Wein wieder etwas, was an Rappen erinnert. Am Gaumen wirkt er saftig mit süßem Kern, aber auch leicht druckvoll mit einer klaren Säurestruktur. Das Holz ist gut eingebunden und die Textur recht griffig. Ich habe das Gefühl, dass der Wein eine leicht grüne Note besitzt, die mir diesmal nicht ganz so gut gefällt. Der 2021 Dr. Heger „Ihringen Vorderer Winklerberg“ wirkt dagegen etwas runder, reifer und saftiger. Die Frucht präsentiert sich recht gedeckt, die Säure steht noch etwas neben der Frucht. Letztes Jahr har mit die Kollektion besser gefallen. Der 2019 Stigler „Ihringen Vorderer Winklerberg“ greift den Charakter des „Schlossberg“ aus dem ersten Flight auf. Er wirkt hell im Sinne von „wenig extrahiert“, angenehm reif, erd- und himbeerig, saftig und ganz leicht vanillig mit einem feinen Extrakt. Auch das ist ein Burgunder, der einfach Spaß macht. Weniger sexy finde ich den 2019 Stigler „Ihringen Winklerberg Pagode“, der mehr Kirschfrucht und einen Hauch von Kirschschnaps bietet und zudem etwas mehr Trockenholz. Am Gaumen ist er nicht so balanciert wie die anderen beiden Weine und zudem leicht bitter. Aber was solls, das Weingut hat zwei sehr schöne 2019er hervorgebracht. 

Flight 5

Der 2020 Staatsweingut Freiburg „Blankenhornsberg Doktorgarten“ wirkt etwas wässrig und unspektakulär mit dezentem Holz und eine reifen, roten Frucht. Das Tannin wirkt angenehm kreidig und trotz des Unspektakulären, kann man das sehr gut trinken und bekommt Freude dabei. Nur als GG würde ich es nicht einordnen. Der 2020 Schlumberger-Bernhart „Laufen Altenberg Weingarten“ wirkt würzig mit reduziertem Holz und einer bissfesten roten Frucht. Am Gaumen wirkt der Wein leicht bitter, aber in einem Bereich, wo es noch nicht unangenehm ist. Dafür gibt es Saft und eine lebendige Säure sowie eine leicht gedeckte Frucht. Das kann man jetzt schon antrinken. Der 2020 Blankenhorn „Schliengen Sonnenstück“bringt mehr von diesen herben, leicht bitteren Noten an den Gaumen und das finde ich nicht mehr ganz so sexy. Auch die Frucht wirkt etwas reif, wenn auch klar und saftig. Dazu gibt es im Abgang dunkle Schokolade.  Ein Wein im Werden, hoffentlich. Der 2020 Markgraf von Baden „Bermatingen Leopoldsberg Buchberg“wirkt recht bitter mit einer leicht gekochten Frucht. Der 2021 Seeger „Leimen Herrenberg Spermen“ bleibt etwas diffus. Er bietet eine leicht eingekochte rotbeerige Frucht, Saft, einen dezenten Kräuteraufguss, aber wirkt zu wenig griffig. Den würde ich gerne nächste Jahr noch probieren. Das ist kein schlechter Wein. 

Spätburgunder Württemberg 

Flight 1

Ähnlich wie in Rheinhessen hat sich auch der Württemberger Spätburgunder in den letzten Jahren deutlich entwickelt hin zu mehr Finesse und zu mehr Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein. Allerdings findet man das noch nicht in jedem Burgunder. Es gibt elf Weine zu verkosten.

Der 2020 Jürgen Ellwanger „Hebsack Linnenbrunnen“ wirkt im duftig etwas schnapsig mit eigelegten Kirschen. Dazu kommt Holz und etwas Cassis. Am Gaumen wirkt der Wein aber subtiler, saftig und seidig mit einer sehr angenehmen Tannin- und Säurestruktur und einem charmanten, leicht süßen Kern. Der 2020Beurer „Stetten Mönchberg Öde Halde“ präsentiert sich ganz anders als im letzten Jahr. Damals wirkte er auf mich etwas anstrengend, weil er so stark nach trockenem Holz roch und nach flüchtiger Säure. Diesmal riecht es vor allem nach Schokolade mit etwas Kirsch, was angenehmer ist als Flüchtige. Am Gaumen wirkt er recht griffig im Tannin und säurebetont mit viel Sauerkirsch. Die Schokolade finde ich hier nicht mehr. Das ist ein frischer, nicht allzu tiefer Spätburgunder,  der aber viel Trinkfluss bietet. Der 2021 Aldinger „Untertürkheim Gips Marienglas®“ erinnert mich ein wenig an rote Paprika, in der es ein paar grüne Flecken gibt. Das Pyrazin ist etwas weniger ausgeprägt als in 2019, wo das echt krass war, aber vorhanden. Auch das Schießpulver ist da, aber subtil. Der Wein wirkt druckvoll und saftig, aber noch unfertig. Am Gaumen ist er runder als erwartet, leicht salzig, kirschig und kernig. Ich glaube, das wird mal richtig gut, zumal mir das Holz auch sehr gut gefällt. Der 2021 Wöhrwag „Untertürckheim Herzogenberg“ besitzt eine ganzleichte Flüchtige über etwas schokoladigem Holz und einem leicht süßen, beerigen und kirschigen Kern. Am Gaumen zeigt sich nicht viel Ausdruck, das Saftige stimmt, das Tannin ist verhalten, ich finde den Charakter des Weines oder der Lage nicht. Beim 2021 Rainer Schnaitmann „Fellbach Lämmler“ ist das anders. Er gehört wieder zur Jura-Rotwein-Fraktion mit ihrer Offenheit und ihrem Charme, der Leichtigkeit und gleichzeitigen Komplexität. Der Wein erinnert an reife Walderdbeeren, Süßkirschen, Blutorangen und Kräutern. Am Gaumen wirkt der Wein charmant, saftig, süffig und offen mit einer seidigen Tannin und eine ebenfalls seidigen aber lebendigen Frucht. Das möchte man in großen Schlücken trinken. Etwas mehr Tannin-Grip wäre vielleicht positiv, das wirkt im Endeffekt ein bisschen weich. Nicht so beim 2021 Aldinger „Fellbach Lämmler“, der ein völlig anderer Wein ist: leicht reduktiv mit roter Paprika, Stein und Kühle. Am Gaumen ist er ebenfalls kühl, saftig und noch fest mit der gleichen Paprikanote. Tannin und säure bilden hier ein gutes Duo mit viel Struktur. Aber der Wein muss erstmal aus der Reduktion raus. 

Flight 2

Der Spätburgunder 2021 Staatsweingut Weinsberg „Gundelsheim Himmelreich“ wirkt flüchtig, zeigt aber ein schönes Holz und knackige Frucht. Am Gaumen gibt es roten Saft, eine feine Extraktsüße und wieder das klassische Holz. Deutlich besser als im letzten Jahr. Beim 2020 Dautel „Oberstenfeld Forstberg“ gefällt mir das Holz in der Nase nicht, es wirkt bitter. Am Gaumen ähnelt sich das und die Frucht wirkt gedeckt und etwas weich. Der Wein hat mir im letzten Jahr gut gefallen, in diesem Jahr finde ich ihn unbalanciert und einfach. Der 2020 Dautel „Bönnigheim Schupen“ gefällt mir da deutlich besser. Das Holz ist dezent und angenehm, die vor allem kirschige Frucht saftig, auch weich, aber nicht gedeckt. Die Säure ist präsent, lediglich das Tannin ist mir zu rund. Es packt erst im Finale zu. 

Beim 2020 Graf Neipperg „Schwaigern Ruthe“ wirkt die Frucht ein wenig schnapsig mit viel Kirsche. Am Gaumen offenbart sich eine reife Frucht, bei der aber das Schnapsige verflogen ist. Stattdessen gibt es Oldschool-Burgunder mit sehr gutem Holz, Extrakt und einer dunklen Frucht. Auch beim 2021 Graf Neipperg „Neipperg Schlossberg“ findet man das Reife in der Nase, aber es wirkt nicht brandig. Stattdessen gibt es eine bemerkenswerte Curry-Note. Am Gaumen wirkt der Wein etwas gehemmter, saftig, aber weniger offen, dafür aber wieder mit dem typischen gut gewählten Holz. 

Herausragend

2021 Bernhard Huber „Malterdingen Bienenberg“

2021 Bernhard Huber „Hecklingen Schlossberg“,

2021 Franz Keller „Oberbergen Bassgeige Steinriese“

2021 Franz Keller „Achkarren Schlossberg“

Sehr empfehlenswert

2021 Aldinger „Untertürkheim Gips Marienglas®“ 

2021 Rainer Schnaitmann „Fellbach Lämmler“

2021 Bernhard Huber „Köndringen Alte Burg“

2021 Bernhard Huber „Bombach Sommerhalde“

2021 Salwey „Oberrotweil Eichberg“

2021 Franz Keller „Oberrotweil Kirchberg“

2021 Dr. Heger „Ihringen Winklerberg Winklen“

2019 Stigler „Ihringen Vorderer Winklerberg“

Empfehlenswert

2019 Stigler „Freiburg Schlossberg“

2020 Beurer „Stetten Mönchberg Öde Halde“

2021 Aldinger „Fellbach Lämmler“

2021 Bercher „Burkheim Feuerberg Kesselberg“

2021 Franz Keller „Jechtingen Enselberg“

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