Der Grand Prix der Großen Gewächse 2023 – Tag 2, Spätburgunder Rheingau, Franken, Rheinhessen

Weiter geht es mit Weinen aus dem Rheingau, Frankens und Rheinhessens. Die Unterschiede könnten kaum größer sein.

Spätburgunder Rheingau

Flight 1

Der 2021 Familie Allendorf „Assmannshausen Höllenberg“ erinnert an Bleistift mit Zeder und Grafit mit einer leicht tonischen Note und etwas Kirschsaft. Am Gaumen wirkt er trocken bis austrocknend, recht dunkel und erdig mit einen angenehmen Tannin-Grip. Im Finale zeigt der Wein recht viele Bitternoten. Der 2020Kloster Eberbach „Assmannshausen Höllenberg“ wirkt nicht sonderlich charmant. Zunächst erinnert er an Blaubeerjoghurt, dann wird es recht bitter. Der 2019 Krone Assmannshausen „Assmannshausen Höllenberg“ wirkt da etwas sinnlicher, bringt aber auch etwas Holziges mit sich. Auch am Gaumen spürt man das und ich meine, ein paar grüne Rappennoten zu entdecken. Auch das wirkt bitter und wenig schmeichelnd. Es folgt der 2018 Krone Assmannshausen „Assmannshausen Höllenberg“ mit einer gereiften Frucht, Hibiskus und Rooibos-Tee sowie Resten von Reduktion. Am Gaumen wirkt der Wein zu Beginn seidig, transparent und saftig, doch auch hier bleibt etwas Herbes und leicht Bitteres im Finale präsent. Der 2021Kloster Eberbach „Rüdesheim Berg Schlossberg“ wirkt diffus, einerseits süßlich, andererseits herb und wenig charmant. Der 2020 Georg Müller Stiftung „Hattenheim Hassel“ wirkt wie aufgekocht, hefig und sprittig. Am Gaumen ist das süß, weich, gekocht und bitter. Ay ay ay … Der 2019 Künstler „Hochheim Reichestal“ wirkt ebenfalls warm, etwas röstig und dazu leicht vanillig. Das bestätigt sich am Gaumen, wo ich leider kein elegantes, sondern eher bitteres Holz entdecke. Der Wein wirkt zu warm und spröde zugleich. Ein trauriger Flight. 

Spätburgunder Franken

Flight 1

Der 2021 Steintal „Klingenberg Schlossberg“ wirkt weniger reduktiv als in den Jahren zuvor. Da finden sich dunkle Beerennoten, Blutorangen, Berberitzen, Kräuter und etwas Cola, aber auch eine schwer einzuordnende Note, die am Nachbartisch als Urin eingestuft wurde, aber so weit würde ich nicht gehen. Am Gaumen ist das ein saftiger, klarer, in angenehmer Weise herber und fester Wein am Anfang seiner Entwicklung. Dazu gibt es einen süßen Kern, der schon etwas Charme mit einbringt. Der 2021 Rudolf Fürst„Klingenberg Schlossberg“ kommt aromatisch noch nicht so ganz aus der Kinderstube heraus. Ich empfinde ihn aktuell reduktiver als den Steintal. Das ist noch ein schwer zu begreifender Wein mit Noten von Hefe und Hafer, Ecken und Kanten. Man merkt dem Wein eine Tiefe an, die er aber noch nicht so recht offenbart. Der 2021 Rudolf Fürst „Bürgstadt Centgrafenberg“ befindet sich in einem ähnlich Stadium des Unfertigen, zeigt aber schon mehr. Im Duft wirkt er hefig, leicht herb, kräuterwürzig und kühl. Am Gaumen bietet der Wein eine feine Süße und ebenso ein feines Tannin. Wie im sonst auch, wirkt er etwas schlanker als der Schlossberg, saftiger und auch etwas kühler. Der 2021 Rudolf Fürst „Bürgstadt Hundsrück“ ist wieder einer der großen Spätburgunder des Jahres. Das wird schnell klar, auch wenn er ebenfalls noch scheu wirkt. Aber da findet sich Finesse, eine charmante Süße, eine wunderbare Dichte und Saftigkeit mit einer Mischung aus knackiger und reifer Frucht. Die Säure sorgt für Druck und Präzision in diesem pikanten, glasklaren Burgunder. Der 2021 Steintal „Bürgstadt Hundsrück“ wirkt floral mit leichten Anklängen an Cassis. Am Gaumen wirkt er mir zunächst zu weich. Doch das Herbe und der Grip kommen etwas später dazu. Neben dem Fürst hat es der Wein allerdings schwer, weil ihm dessen Tiefe fehlt, er kratzt eher an der Oberfläche und wirkt etwas skelettartig, während Fürst das Fleisch darauf legt. Der 2021 Staatlicher Hofkeller Würzburg „Großheubach Bischofsberg“ zeigt sich gewohnt jodig und würzig mit Trockenholz. Auch am Gaumen findet man dieses Holz. Der Wein wirkt noch austrocknend mit seinem Gerbstoff. Zusammen mit der Säure wirkt er fest und verschlossen, aber auch ein wenig herb und uncharmant. Schließlich bietet der 2020 Zehnthof Theo Luckert „Sulzfeld Maustal“ noch mal einen Einblick in das Vorgängerjahr. Es duftet nach Süß- und Sauerkirschen samt Kirschkernen, aber auch nach Rappen und einem präzise eingesetzten Holz. Am Gaumen wirkt der Wein fest und kraftvoll mit auskleidendem Tannin und recht viel dunkler Frucht. Diese wirkt im Finale ein klein wenig gekocht. Der „Maustal“ ist mit den Jahren immer ernsthafter geworden, was allerdings auch bedingt, dass er mehr Zeit benötigt. An seinen Vorgängerjahrgang kommt er zum jetzigen Zeitpunkt für mich nicht ganz heran. 

Spätburgunder Rheinhessen

Flight 1

Der 2020 Prinz Salm „Bingen Scharlachberg“ wirkt überreif und leicht gekocht in der Frucht. Dazu kommen Noten von Aceton. Am Gaumen ist da ein runder, süßfruchtiger Wein, weitgehend ohne Tannin. Beim 2021 J. Neus „Ingelheim Horn“ liegt noch eine deutliche Reduktionsnote über dem Wein, aber weniger als früher. Dahinter befindet sich eine angenehm knackige rot und dunkle Beeren- und Kirschfrucht mit einem Hauch von Schlehe, Tabak und Holz. Am Gaumen wirkt der Wein fruchtig und saftig, recht seidig und vor allem frisch, ohne das die Säure dominieren würde. Beim 2021 J. Neus „Ingelheim Pares“ findet sich ebenfalls deutlich weniger Reduktion als in den früheren Jahren. Fast wirkt der Wein offen mit roter, reifer und saftiger Frucht. Am Gaumen spürt man die Reduktion deutlicher als in der Nase. Beide Weine wirken recht rund, besitzen aber dennoch auch etwas Knackiges und vor allem Frisches, angenehm Säuerliches. Die Weine könnten etwas mehr Festigkeit im Tannin besitzen, finde ich. Der 2021 Kühling-Gillot „Oppenheim Kreuz“ zeigt das typische Charmante, das H.O. Spanier in seinen Pinots sucht und findet. Diesmal aber wirkt das etwas kühler und fester und beeriger. Am Gaumen ist das ein Wein mit Frische und Seidigkeit, feinem Tanningrip, sowohl knackiger als auch leicht gekocht wirkender Frucht. Der 2021 Wagner-Stempel „Siefersheim Heerkretz“schließt sich stilistisch etwas an den „Ingelheim Horn“ an. Er zeigt noch eine deutliche Reduktion, liefert jedoch ebenso eine angenehm knackige und beerige Frucht, etwas Unterholz und Gestein. Am Gaumen bleibt ein wenig von der Reduktion. Dann schließt sich jedoch eine feine Süße, eine steinige Würze und ein gelungener Holzeinsatz an, bei dem eine leichte Röstnote mitschwingt. Das ist griffig, hat Tannin, Druck und auch ein wenig Schmelz. Ein sehr schöner Wein! Das 2021 Gutzler „Westhofen Brunnenhäuschen“ zeigt zwar auch noch Reduktion, aber wenig. In diesem Jahr offeriert der Wein im Duft eine feine Süße in der beerigen Frucht. Dazu kommen leicht tabakige Noten, ein Hauch von dunkler, fester Schokolade und Sauerkirsche. Am Gaumen wirkt der Wein weniger fest als gedacht, eher seidig mit feiner Süße. Mit fehlt aktuell noch ein bisschen die Tiefe, aber das ist ein runder, schöner Spätburgunder. Diese Tiefe bietet dann der 2021 Gutzler „Westhofen Morstein“, der zunächst einmal recht dunkelbeerig und kräuterwürzig mit Noten von Laub und Unterholz erscheint. Am Gaumen dann wird es in angenehmer Weise süß und reif, mit viel reifem Kirschsaft, etwas Mokka, feinem Holz und einer frischen leicht rappigen, reifen Note. Das gefällt mir sehr gut. Schließlich bietet Battenfeld-Spanier den 2021 Hohen-Sülzener Kirchenstück. Der 2021er präsentiert noch eine eher gedeckte, leicht kompottige rote Frucht mit einer noch ungewöhnlichen Süße in der leichten Reduktion. Die Frucht wird am Gaumen recht seidig und sinnlich und bringt ein feines Tannin mit sich. Dazu kommen Frische und Saftigkeit, eingelegte, leicht herbe Kräuter und ein süßer Kern. Das wirkt sehr komplett. 

Herausragend

2021 Rudolf Fürst „Bürgstadt Hundsrück“

Sehr empfehlenswert

2021 Rudolf Fürst „Klingenberg Schlossberg“ 

2021 Rudolf Fürst „Bürgstadt Centgrafenberg“ 

2020 Zehnthof Theo Luckert „Sulzfeld Maustal“ 

2021 Wagner-Stempel „Siefersheim Heerkretz“

2021 Gutzler „Westhofen Morstein“

Battenfeld-Spanier den 2021 Hohen-Sülzener Kirchenstück

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert