1989er Lafite-Rothschild versus 1994er Abreu Madrona Ranch

Gestern hatte ich in der Vinothek des Atlantic Kongress Hotels in Essen die Gelegenheit, Gästen zwei ausgezeichnete, auf einem hohen Anteil Cabernet Sauvignon basierende Weine zum Vergleich vorzustellen. Beide Weine wurden zwei Stunden vor Beginn dekantiert. Der 1989er Lafite-Rothschild stand zum Vergleich neben David Abreus 1994 Napa Valley Cabernet-Sauvignon aus der Lage Madrona Ranch.

Lafite-Rothschild gehört neben Haut-Brion, Mouton, Latour und Margaux zur kleinen Riege der Premier Grand Cru Classé-Güter des Bordeaux und seine Weine gehören beständig mit zu den besten Weinen der Welt. Zur Familie der Lafite-Rothschild gehört das Château allerdings erst seit 1886, da war es schon klassifiziert. Vorher war es im Besitz der de Ségur (denen auch Calon Ségur gehört).

Lafite-Rothschild ist klassisches Pauillac mit hohem Cabernet Sauvignon Anteil – im Jahrgang 1961 waren es 100 %. Die Produktion umfasst nie mehr als 20.000 Kisten, der Rest der Produktion wandert in den Zweitwein Carruades. Es hat übrigens als einziges Gut die Berechtigung, als Pauillac-Gut eine 4,5 Hektarparzelle aus St. Estèphe mit verschneiden zu dürfen. Der Boden von Lafite wie auch der von Mouton liegt im prähistorischen Flussbett der Gironde. Er ist ausgesprochen karg mit 8 Metern Kieselauflage auf einem Kalksockel und hat, notwendig für beste Cabernet-Gewächse, eine ausgezeichnete Drainage für den Wasserablauf.

Der 1989er wirkt scheu. Nur langsam entwickeln sich die Aromen dieses kirschfarbenen Gewächses. Rote Paprika mischt sich mit einem Hauch Tomatenessenz, Kirschen, ein wenig Brombeeren und Cassis. Zunehmend dringt Zedernholz und Menthol in die Nase. Der Wein bleibt für die nächsten zwei Stunden zurückhaltend. Zunächst bestimmt neben der Kirscharomatik die Säure das Mundgefühl. Erst nach und nach mischt sich dunkle Frucht unter, der Wein wirkt dichter und voller, auch wenn er immer angenehm mittelschwer bleibt. Nach Stunden im Dekanter verbinden sich Frucht, Schokoladennoten, Holz, die Weichheit und mineralisch-eukalyptische Kühle zu einem großen Ganzen und dann, erst dann ist es ein beeindruckendes Gewächs.

Das haben die meisten Gäste dieses Abends nicht mehr mitbekommen weil sie sich längst dem Abreu zugewandt hatten, der auch mir über Stunden besser gefiel. Auch dieser Wein wirkt zunächst zurückhaltend. Wer Vorurteile gegenüber kalifornischen Weinen bestätigt haben möchte ist hier falsch am Platz. Der Wein besitzt 13.2 % Alkohol (gegenüber 12.5 % beim Lafite) und nichts an diesem Wein wirkt überreif. Der Wein strotzt von dunklen Kirschen die sich mit kräutrig-eukalyptischen und erdigen Noten und Zedernholz verbinden. Im Wein findet sich zu Beginn eine leichte Schärfe, die sich aber mit der Zeit verliert. Er öffnet sich viel schneller als der Lafite und wirkt dann rund, weich, dicht, voll und besitzt eine hervorragende, beeindruckende Länge.

Der kalifornische Weingutsbesitzer, Weinbaufachmann und Berater David Abreu hat übrigens Weinbau und Kellerwirtschaft an der University of California in Davis studiert. Im Jahre 1980 gründete er gemeinsam mit seinem Winzerfreund Richard Forman die Firma Vineyard Management Company, die sich auf das Anlegen und Pflegen von Weinbergen spezialisiert hat. Gemeinsam mit Forman reiste Abreu mehrmals nach Bordeaux, um die dortigen Weinbautechniken zu studieren. Zu ihren Kunden zählen viele renommierte kalifornische Weingüter wie zum Beispiel Araujo, Bressler, Bryant Family, Colgin, Grace Family, Harlan Estate, Pahlmeyer, Sloan und Screaming Eagle. Er arbeitet also für das Who is Who des kalifornischen Weinbaus, die unfassbar viel Geld in Pflege und Neuanlagen von Weinbergen investieren. Abreu bewirtschaftet seine eigene Weinberge in St. Helena im Napa Valley. Das sind Madrona Ranch, Thorevilos und Campella. Der Madrona Ranch Cabernet Sauvignon 1997 erhielt von Robert Parker 100 Punkte. Die Weine sind, wie bei vielen dieser Boutique Winerys, nur über eine eng begrenzte Mailing-Liste zu erwerben. Wer das große Glück hat, da drauf zu stehen erhält jährlich ein beschränktes Kontigent dieser 400 Kisten, wer das Glück nicht hat muss ein Vielfaches des Einstandspreises bei Auktionen hinblättern, wenn er einen solchen Wein erwerben möchte. Der Preis dieses Weines liegt jenseits aller Erwartungen und der Lafite wirkt wie ein Schnäppchen dagegen. Wenn man jedoch mal die Chance haben sollte, ein Glas zu verkosten, sollte man die Gelegenheit warnehmen. Das ist ziemlich perfektes Napa Valley.

2 Kommentare

  1. Klasse Artikel, vielen lieben Dank und es sei noch eins angemerkt: Die Vinothek des Atlantic Kongress Hotels ist einfach fantastisch.

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