Der Grand Prix der Großen Gewächse 2022 – Tag 3, Riesling Pfalz

Pfalz

Hier gibt es 72 Große Gewächse zu probieren. 

Flight 1

Die Pfalz beginnt mit dem, womit Rheinhessen geendet hat: Battenfeld-Spanier. Der 2022 Battenfeld-Spanier „Zellertal Kreuzberg“ öffnet sich duftig mit weißen Blüten, weißfleischigem Obst, etwas Zitrus und Gestein. Er wirkt am Gaumen sinnlich mit feiner Süße von reifem Obst, durchwirkt mit steiniger Mineralität. So kraftvoll und auch kühl der „Schwarze Herrgott“ oftmals wirkt, so feinsinnig, charmant und doch tief und strukturiert wirkt der „Kreuzberg“. Ähnlich duftig präsentiert sich in diesem Jahr der 2022 Philipp Kuhn „Zellertal Schwarzer Herrgott“. Das wirkt sinnlich, seidig und cremig mit etwas Lemoncurd. Am Gaumen wird es steiniger mit feinem Extrakt und leichter Rauchnote. Der 2022 Philipp Kuhn „Laumersheim Steinbuckel“ wirkt steiniger, fest gewirkt, zitrisch und leicht phenolisch mit viel Druck und Extrakt am Gaumen, durch die sich eine feine Süße zieht. Im Finale ist es dann trocken, steinig, fest und bietet ordentlich Druck.

Flight 2

Aus Flight 2 habe ich zwei Weine ausgewählt. Der 2022 Rings „Kallstadt Saumagen“ wirkt ganz schön fordernd. Es ist ein steiniger, zitrischer, karger Riesling, dessen Säure am Gaumen ordentlich Druck macht. Diese bleibt lange, herb und zestig mit einigem Extrakt stehen. Ein japanisches Langschwert, frisch geschliffen. Der 2022 Rings „Kallstadt Annaberg“ wirkt etwas geschmeidiger, etwas cremiger, aber auch rauchiger. Am Gaumen zeigt sich bei aller Zestigkeit und zitrischen Säure auch eine Spur von Süße und Cremigkeit. Aber im Finale baut der Wein ebenfalls einen gewaltigen Druck mit zitrischer Säure auf. Zahnhälse aufgepasst!

Flight 3 

Ungstein und Bad Dürkheim habe ich nicht vertextet.

Flights 4 bis 7

Das sind alles Forster Lagen, aus denen ich nur die besten Weine hervorhebe. Der 2022 Dr. Bürklin-Wolf „Forst Pechstein“ ist noch verhalten und scheu, wirkt tendenziell aber fein und elegant. Am Gaumen baut der Wein, der nur über wenig Frucht verfügt, einen ordentlichen Druck auf. Kräuterwürze, Gesteinswürze und Extrakt prägen das Bild. Es vibriert und wird zum Finale immer fester, druckvoller und würziger. Acham-Magin schließt mit dem 2022 Acham-Magin „Forst Ungeheuer“ an den Stil der Vorjahre an. Das ist ein fruchtbetonter, feinwürziger sehr klarer Stil. Der Wein wirkt am Gaumen recht weich, wiederum weißfleischig fruchtig. Er ist charmant, aber vielleicht etwas leichtgewichtig. Der 2022 Dr. Bürklin-Wolf „Forst Ungeheuer“ duftet gleichzeitig dunkel (Stein) und hell (Blüten). Dabei bleibt er ganz dezent. Am Gaumen wird es dezent würzig und damit angenehm herb. Es ist ein Wein voller Finesse, dessen Tiefe schwerelos wirkt, wie in einer Interpretation von René Magritte. Von den Forster Kirchenstücken hat mir der 2022 Acham-Magin „Forst Kirchenstück“ am besten gefallen. Er wirkt angenehm unaufgeregt und er ist der Einzige, bei dem ich nach Gefühl habe, dass da auf Teufel komm raus die Lage ganz besonders interpretiert werden muss. Das ist ein ruhiger, balancierter, recht fruchtiger Wein. Nicht mein Stil, aber für sich genommen ein harmonischer Riesling.

Flights 7 bis 9

Der 2022 Dr. Bürklin-Wolf „Deidesheim Langenmorgen“ wirkt in der Nase kurz pyrazinig, dann wird es duftig und das Pyrazin verfliegt komplett. Der Wein ruht in sich, ist ganz bei sich, schwebt, bleibt trotzdem würzig, hat kaum Frucht, bleibt trotzdem charmant mit seiner feinseidigen Textur, fließt dahin, ohne aufgeregt zu sein. Das ist ganz wunderbar und bisher der mit Abstand schönste Riesling aus der Pfalz. Gefallen hat mir der 2022 Dr. Bassermann-Jordan „Deidesheim Hohenmorgen“. Vorne steht eine recht expressive Rieslingfrucht, dahinter aber ein rauchige Würze, die dem Wein sehr gut steht. 

Flight 9 

Hier geht es um Ruppertsberg. Als ich in das Glas mit dem 2022 Bergdolt „Ruppertsberg Reiterpfad – an den Achtmorgen“ gerochen habe, war ich sehr angetan. Auch das ist ein in sich ruhender Wein, der ein wenig Frucht mit ein wenig Stein und ein wenig Rauch verbindet.  Am Gaumen wirkt er angenehm fest und präsent mit einer ausbalancierten Säure und Frucht. 

Flight 10

Den 10. Flight muss ich dann doch wohl in der Gänze beschreiben. Es 4 x Christmann, 1x Dr. Bürklin-Wolf und 1 x Müller-Cartoir. Die Christmann-Weine haben, olfaktorisch gesehen, die Arme verschränkt. Ausgerechnet der der zweite Wein, der 2022 Dr. Bürklin-Wolf „Ruppertsberg Gaisböhl“ wirkt duftig, sogar leicht fruchtig mit einer Note von weißem Nougat und etwas Rauch im Hintergrund. Die B-W-Weine präsentieren sich in diesem Jahr sehr unterschiedlich. Am Gaumen schließt der Wein in seiner Finesse und seiner Buddha-Natur an den „Langenmorgen“ an, auch wenn er mich nicht ganz so sehr packt. Aber die Würze ist fein, die Länge hervorragend und die Mineralität vibriert im Untergrund. Der 2022 Müller-Cartoir „Haardt Bürgergarten im Breumel“ wirkte auf mich recht verhalten, etwas wässrig und wenig inspirierend. Nachdem ich die Christmann-Kollektion ein wenig habe stehen lassen, hat sich in der Nase durchaus was getan. Der 2022 A. Christmann „Gimmeldingen Meerspinne“ zeigt weiße Blüten, leicht zitrische Noten und etwas Jodiges, was typisch ist für die Lage. Zudem aber gibt es auch eine leicht warme, cremige Note in der Nase. Am Gaumen wirkt der Wein klar und präzise mit einer lebendigen, aber nicht dominierenden Säure. Der Riesling ist hell und klar mit einer ganz feinen Gesteinswürze. 2022 A. Christmann „Königsbach Idig“ wirkt dagegen viel dunkler, zumindest im Gestein. Darüber wirkt die Landschaft gleißend hell. Je länger man das Glas schwenkt, desto würziger wird der Wein. Und das zeigt sich dann auch am Gaumen. Zerstoßenes Gestein, getrocknete Kräuter, ein paar Scheiben Zitronen und Limetten hinabgeworfen in einen tiefen, klaren See. Darüber etwas Morgennebel, vermischt mit Rauch. Auch der 2022 A. Christmann „Neustadt Vogelsang“ ist ein Steinwein mit beeindruckender Tiefe. Nur, dass er zunächst deutlich heller wirkt. Aber letztlich ist das auch ein fest gewirkter, sehr präziser Riesling, der fast überhaupt nicht auf der Frucht-Klaviatur spielt. Bei ihm geht es um Struktur. 

Was bei den Flights auffällt, und das tut es nicht erst seit heute, dass man die Forster, Deidesheimer und Ruppertsberger Lagen kaum herausschmeckt. Die Interpretationen sind so grundverschieden, dass es halt irgendwas sein könnte. Nicht mal an den Säurestrukturen der unterschiedlichen Gesteine, kann ich mich da wirklich orientieren. 

Von Buhl: Alles etwas säuerlich und flach in der Aromatik, manchmal ausgezehrt wirkend. Zudem alles 2021, wo die Säure ihr Übriges tut. Bassermann-Jordan immer mit viel Rieslingfrucht, dann oftmals leicht bitter, fast krautig, zwischendurch mit aufblitzender Schönheit. Mosbacher fast immer mit artifiziellem Pfirsich und Aromahefengefühl. Von Winning hat mal wieder etwas angestellt, allerdings sind es noch Fassproben, die den typischen Stil des Hauses mit viel Holz und entsprechend tropischer Frucht präsentieren. Dr. Bürklin-Wolf fand ich sehr schwer unter einen Hut zu bringen. Der „Langenmorgen“ war hinreißend, der „Reiterpfad in der Hohl“ wirkte leicht bitter und für mich noch weitgehend ausdruckslos. Dazwischen bot sich eine ganze Bandbreite. A. Christmanns Weine sind aus einem Guss. Es sind Gesteins- und Skelettweine. Da ist kein Gramm Fett zu viel. Es geht um Struktur, Textur und Mineralität. 

Flight 11

Kommen wir in die Südpfalz. Der 2022 Ökonomierat Rebholz „Siebeldingen Im Sonnenschein – Ganz Horn“, sonst gerne rauchig und würzig, erinnert mich ein bisschen an Penaten, was man aber aus dem Glas geschüttelt bekommt. Dann wird es gesteinswürzig. Der Wein gefällt mir deutlich besser als im letzten Jahr, wo es eher süßliche Noten gab. Diesmal ist er ganz bei sich, druckvoll, karg, säurebetont und dunkel. Der 2022Ökonomierat Rebholz „Siebeldingen Im Sonnenschein“ wirkt immer etwas freundlicher und zugewandter. Das ist auch diesmal so. Der Wein wirkt charmant und duftig mit einer Auswahl reifer Zitrusfrucht. Am Gaumen wirkt die Frucht samt Extrakt leicht süß in Verbindung mit der cremigen Textur, auch wenn der Wein im Finale wieder ganz trocken wird. Das ist elegant und fein, im Finale steinig, würzig und lang. Der 2022 Dr. Wehrheim „Birkweiler Kastanienbusch „Köppel“ erinnert an Grafit mit einer leichten Blütenduftigkeit. Am Gaumen finde ich ihn noch recht ausdruckslos, muss ich gestehen. Der 2022 Dr. Wehrheim 2021 „Birkweiler Kastanienbusch“ wirkt ebenfalls auf mich noch unfertig. Allerdings ist er tiefer, würziger, dunkler, steiniger ohne die Fruchtsüße vom letzten Jahr. Das ist fest gewirkt, recht kühl und abwartend. Der 2022 Ökonomierat Rebholz „Birkweiler Kastanienbusch“ hat einen leichten Sauvignon-Blanc-Ton, aber nicht das Pyrazinige, eher weiße Beeren. Das ist jedoch keine expressive, sondern eher eine feine Noten mit ganzleichtem Rauch und Blütenduft. Das gefällt mir. Zumal der Wein am Gaumen zugewandt und saftig, hell und schwebend bleibt. Das ist nicht karg oder mager, sondern charmant ohne banal zu sein. Im Gegenteil sorgen die Rebholz-Brüder für eine wunderbare Balance und Tiefe, die mit warmem Licht ausgeleuchtet wird. 

Herausragend

2022 Dr. Bürklin-Wolf „Deidesheim Langenmorgen“

2022 A. Christmann „Königsbach Idig“

2022 Ökonomierat Rebholz „Birkweiler Kastanienbusch“

Sehr empfehlenswert

2022 Battenfeld-Spanier „Zellertal Kreuzberg“

2022 Philipp Kuhn „Laumersheim Steinbuckel“

2022 Rings „Kallstadt Saumagen“

2022 Dr. Bürklin-Wolf „Forst Pechstein“

2022 Acham-Magin „Forst Kirchenstück“

2022 Bergdolt „Ruppertsberg Reiterpfad – an den Achtmorgen“

2022 Dr. Bürklin-Wolf „Ruppertsberg Gaisböhl“

2022 A. Christmann „Neustadt Vogelsang“

2022 A. Christmann „Gimmeldingen Meerspinne“

2022 Ökonomierat Rebholz „Siebeldingen Im Sonnenschein“

Empfehlenswert

2022 Rings „Kallstadt Annaberg“

2022 Acham-Magin „Forst Ungeheuer“

2022 Dr. Bürklin-Wolf „Forst Ungeheuer“

2022 Dr. Bassermann-Jordan „Deidesheim Hohenmorgen“ 

2022 Ökonomierat Rebholz „Siebeldingen Im Sonnenschein – Ganz Horn“

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