Der Grand Prix der Großen Gewächse 2023 – Tag 1, Chardonnay

Flight 1

Beim Chardonnay geht es los mit dem 2022 Seeger „Leimen Herrenberg Lange Wingert“. Er präsentiert sich duftig und weißfleischig mit dezenter Holznote, etwas Vanille und Limettenabrieb. Chardonnay wirkt cremig, das Holz ist gut eingebunden, die leicht würzigen Holznoten rahmen die Frucht, die für sich genommen aber nach meinem Geschmack etwas zu süß wirkt. Trotzdem ist das ein balancierter Wein, der cremig und rund wirkt und doch Frische bietet. Der 2020 Heitlinger „Tiefenbach Heinberg“ startet mit Blütennoten, aber auch mit etwas Trockenholz und Gestein. Am Gaumen erinnert der Wein ein wenig an Ginger Ale, aber ohne die Süße. Die Säure ist klar und lebendig, ohne hervorzustechen. Das ist ein eher ruhiger Wein, nicht unbedingt chardonnay-typisch in meinen Augen, aber für sich genommen harmonisch. Der 2022 Andreas Laible „Durbach Plauelrain am Bühl“ bringt ein wenig Exotik aus der Verbindung von Frucht und Holz in den Wein. Darüber liegt ein wenig Rauch. Am Gaumen wirkt der Wein rund und weich mit leichter Extraktsüße in der Frucht. Ein Charmeur, der nicht unbedingt komplex wirkt, aber saftig mit gutem Grip, einer Säure, die lange präsent bleibt und einer Frucht, die ein wenig an Sanddorn und Kapstachelbeeren erinnert. Der 2021 Wöhrle „Lahr Kronenbühl unten an der Teufelslochgasse“ hat den längsten Namen unter den Chardonnay GGs. Er verbindet leicht rauchige, flintige Noten mit Anklängen an Hafer. Die funky Reduktionsnoten gibt es auch Gaumen. Mir ist das etwas zu viel. Ich hätte auch gerne mehr Druck dahinter gehabt, stattdessen wirkt der Wein eher sättigend und rund und die Reduktion bleibt bis ins Finale präsent. 

Flight 2

2021 war für Julian Huber, der gerade auf biologische Wirtschaftsweise umstellt, ein sprichwörtliches „Arschjahr“. So oft ist er wahrscheinlich noch nie in die Wingerte gefahren und viel Ertrag dürfte es auch nicht ergeben haben. Was mir sehr gut gefällt ist, dass Julian Huber die Dosis an Reduktion noch weiter heruntergefahren hat, so dass sie nur noch mitschwingt und nicht mehr bestimmt. Das wird sicher nicht sein größtes Jahr, aber der 2021 Bernhard Huber „Hecklingen Schlossberg“ liefert ab, wenn man mit Säure klarkommt. In der Nase noch etwas diffus zwischen leichtem Flint und etwas Haferflocken, ist das am Gaumen ein deutlich klarerer Wein. Er wirkt hell, zitrisch, saftig und mundwässernd mit Säuredruck und Salz. Der Wein wirkt hell und klar, baut den Druck aber noch an der Oberfläche auf und geht noch nicht allzu stark in die Tiefe. Das braucht Zeit. Der 2021 Bernhard Huber Malterdinger Bienenberg wirkt im Duft zurückhaltender und etwas säuerlich zitrisch. Am Gaumen baut der Wein aber Volumen und Kraft auf, wirkt saftig und druckvoll mit leichter Reduktion, viel Agrumen und Gestein. Das ist ein Wein in seinen Anfängen mit mächtiger Salzigkeit, Mineralität, Säure und Kraft. Wenn man mit der Säure klarkommt, ist das ein Wein von großer Strahlkraft und zudem ein sinnlich charmanten cremigen Textur. Der 2021 Franz Keller „Oberrotweil Kirchberg“ wirkt in der Nase elegant und in sich ruhend, aber auch zurückhaltend. Am Gaumen sorgt die 2021er Säure für Pressdruck, der bis ins Finale anhält. Auch hier sind es vor allem zitrische Noten, die für Spannung sorgen. Das Holz wirkt angenehm zurückgenommen und auch das Reduktive hält sich angenehm bedeckt. Der Wein wirkt klar, geradezu brillant, balanciert und saftig mit Salzig und Vibration. Der Wein gefällt mir von Jahr zu Jahr immer besser. Beim 2020 Salwey „Oberrotweil Steingrubenberg“ merkt man direkt das andere Jahr. Der Wein wirkt sinnlich und reif in der Nase mit viel Creme. Auch am Gaumen besitzt der Wein natürlich mehr Charme als die noch unfertigen 2021er. Am Gaumen wirkt der Wein trocken mit festem Extrakt und tatsächlich weniger charmant als im Duft. Da ist viel Stein, etwas Zeste, also eher herbe Noten. Ganz schön straight für 2020! Der  2021 Dr. Heger „Ihringen Winklerberg Hinter Winklen“ duftet komplex nach weißen Blüten, etwas Lanolin, dezentem Holz und Gestein. Am Gaumen verbindet sich eine zitrische Frucht mit etwas Pfeffer und Schärfe wie im letzten Jahr, aber ohne das Exotische. Dafür gibt es mehr Säuredruck. Auch dieser 2021er ist sehr klar, sehr hell, sehr druckvoll. Die Säure steht im Vordergund. Mal sehen, wie sich das weiter entwickelt, aber ich bin optimistisch. Der 2021 Stigler „Ihringen Winklerberg Pagode“ gefällt mir deutlich besser, als in den beiden Jahr zuvor. Das ist weniger laktisch, eher zitrisch, steinig und kräutrig. Auch am Gaumen ist der Wein deutlich präziser, die Frucht wirkt angenehm reif, die Säure schon gut eingebunden, auch wenn sie Richtung Finale etwas schärfer wird. Einzig ein leichter Petrolton stört bei mir das Vergnügen. 

Flight 3

Der 2021 Staatsweingut Freiburg „Blankenhornsberg Doktorgarten“ erinnert in der Nase ein bisschen an Steinobst aus der Konserve mit dezentem Holz. Am Gaumen ist das ein etwas diffuser Wein mit rauchig-holzigen, gar speckigen Noten vor der zitrischen Frucht. Der 2021 Schlumberger-Bernhart „Laufen Altenberg Weingarten“ wirkt im Duft diffus mit einer recht reif wirkenden Frucht, in der sogar etwas Steinobst auftaucht. Das Holz wirkt allerdings kantig, gleichzeitig bringt es aber etwas Rauch und Vanille mit. Dazu kommt eine schwer zu definierende Note, die mich ein wenig an Schwimmbad erinnert. Auch am Gaumen gefällt mir die Qualität vom Holz nicht. Der Wein wirkt nicht klar, sondern erinnert an Zitrusfrucht mit Haferbrei und einer alkoholischen Note, ohne jedoch heiß zu wirken. Der 2023 Blankenhorn „Schliengen Sonnenstück“ erinnert ein wenig an Gin und an eine nicht ganz saubere, diffuse Frucht. Das setzt sich am Gaumen fort. Da ist überhaupt keine Brillanz drin. 

Sehr empfehlenswert

2021 Bernhard Huber Malterdinger Bienenberg

2021 Franz Keller „Oberrotweil Kirchberg“

Empfehlenswert

2022 Seeger „Leimen Herrenberg Lange Wingert“

2021 Bernhard Huber „Hecklingen Schlossberg“

2020 Salwey „Oberrotweil Steingrubenberg“

2021 Stigler „Ihringen Winklerberg Pagode“

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