Der Grand Prix der Großen Gewächse 2021 – Teil 6, Fazit und Kür

Hier kommt nun der letzte Teil des Resumées der Vorpremiere der Großen Gewächse des VDP. Dazu gehören Riesling von der Terrassenmosel, dem Rheingau und aus Franken. Danach gibt es ein etwas längeres Fazit und die Kür der drei Weingüter, deren Kollektion mir bei dieser Verkostung am besten gefallen hat, die am stimmigsten war, konsistent und charakterstark.

Rieslinge von der Terrassenmosel

Ich hatte ja schon im ersten Teil angemerkt, dass ich es nicht geschafft habe, alle Weine zu probieren. Ich habe mich daher an der Mosel auf die Terrassenmosel konzentriert, auch wenn mir das für eine ganze Reihe von Weinen leid tut. Der Hatzenport Kirchberg  2020 Riesling Heymann-Löwenstein wirkt floral, hell, duftig, mit viel Schieferstein und leicht rotbeerig. Am Gaumen wirkt der Riesling saftig, mit leichtem Schieferpetrol, herb, steinig, einladend durch eine ganz leichte Fruchtsüße, die aber nicht stört. Die passt hier gut ins Bild. Insgesamt wirkt es Richtung Finale trockener und kreidig. Der Hatzenport Stolzenberg 2020 Riesling Heymann-Löwenstein bietet Rauch, etwas Pfeffer, eine leichte Reduktion, etwas Salzmandel und Zitrone. Am Gaumen zeigt sich eine ordentlich herbe, steinige, saftige Note. Viel dunkles Gestein gibt es hier, auch hier wirkt das rauchig, pikant, mit leichtem Salz und viel Trinkfluss. Sehr stark! Der Winningen Röttgen 2020 Riesling Heymann-Löwenstein zeigt sich in der Nase mit leichtem Petrol, etwas reifer Stachelbeere und etwas Zimt. Am Gaumen wirkt er ruhig und saftig, recht rund, seidig, recht trocken aber nicht gänzlich. Herbe Zitrone, reife Aprikose, etwas rote Beeren finde ich hier, der Wein ist sehr pikant und zeigt eine gute Länge. Ebenfalls stark. In diesem Jahr gibt es direkt drei Uhlen. Der Winningen Uhlen Blaufüßer Lay 2020 Riesling Heymann-Löwenstein wirkt in der Nase ein wenig süß, mit ein wenig Bitter Lemon, Lemoncurd, Gebäck. Auch am Gaumen wirkt das ein wenig süß wie stehengeblieben. Er ist saftig, seidig, mit weißem Nougat und leichter Phenolik. Der Winningen Uhlen Laubach 2020 Riesling Heymann-Löwenstein bietet ebenfalls eine leichte Fruchtsüße in der Nase, was hier durchaus charmant wirkt. Es zeigen sich Blüten, Kernobst, weiße Beeren, rote Beeren, Kräuter auf nassem Stein. Am Gaumen wirkt der Riesling saftig, trockener als erwartet, sehr hell und zitrisch mit glitzernder Säure über nassem Schiefer. Im Finale wirkt trocken, kreidig, lang. Der Winningen Uhlen Roth Lay 2020 Riesling Heymann-Löwenstein wirkt kreidig und etwas stumpf in der Nase mit etwas Cassis und Stein. Am Gaumen wirkt er kühl, saftig, pikant, mit vielen Kräuter, etwas Gin, Kalkstein, dunklen Beeren mit sehr guter Länge und viel Kraft. 

Knebels Weine offerieren einen ganz anderen Stil. Der Winningen Röttgen 2020 Riesling Knebel zeigt war auch die typischen leicht süßen Limettenanklänge des Jahrgangs, dazu aber auch Spontinoten und etwas, was nach ein wenig Hopfen, Tabak und nach verlängerter Standzeit duftet. Am Gaumen wirkt der Wein recht wild, etwas nussig, nach Schalen von Äpfeln, pikant, sehr eigenwillig aber ganz sauber und klar, mit schönem Ausdruck; natural mit leichter Hefesüße. Der Winningen Uhlen 2020 Riesling Knebel wirkt in der Nase etwas zurückhaltender, aber auch hier eher natural mit ein bisschen Schale und Hefe und Most. Am Gaumen wirkt das saftig, leicht herb, trockener als der Röttgen, mit Auftrieb, mit leichtem Salz und einer mundwässernden Säurestruktur. 

Auch die Weine von Clemens Busch sind durch die Bank eine Wohltat. Der Pünderich Marienburg 2020 Riesling Clemens Busch wirkt zunächst zurückhaltend, frisch, mit Kräutern, etwas Lanolin, Stein, sehr dezenter Zitrone und grüner Pflaume. Am Gaumen dann strahlt er saftig, hell, sehr kräuterwürzig, mit Petrichor auf Schiefer. Eine leichte Cremigkeit und Wärme sorgt für Charme, im Finale wirkt er steinig, fast streng und sehnig. Der Pünderich Marienburg “Rothenpfad” 2020 Riesling Clemens Busch duftet ähnlich wie der Marienburg aber tatsächlich etwas rotbeeriger und mit etwas mehr rotbackigem Apfel. Am Gaumen ist er ebenfalls saftig, sehnig mit viel Stein im Fluss einer runden aber lebendigen Säure. Trocken, klar und fließend, lang, kreidig in der Textur, pfeffrig im Abgang, markant. Der Pünderich Marienburg “Fahrlay” 2020 Riesling Clemens Busch liefert in der Nase etwas Limone mit ganz leichter Süße, er wirkt tonisch, kräutrig mit etwas Wacholder. Am Gaumen zeigt er sich wiederum saftig, hell, mit angenehmem Druck trotz runder Säure. Pikant, sehr klar, sehr fließend, ein klarer Fluss mit Kräutern und etwas rotem Apfel, zitrischen Noten und kreidiger Textur. Der Pünderich Marienburg “Falkenlay” 2020 Riesling Clemens Busch bietet in der Nase eine ganz leichte Wärme, etwas Hefe, Zimt, und eine leicht herbe Apfelschale. Am Gaumen findet man eine ganze leichte Extraktsüße, die aber von der Säure schnell eingefangen wird. Dann wird es erst kurz seidig, dann kreidig und kalkig, hinten wieder etwas süßer mit Limetten und reifen Äpfeln. Der Pünderich Marienburg “Fahrlay-Terrassen” 2020 Riesling Clemens Busch wirkt dagegen zurückhaltend kühl, steinig, kräutrig, trocken. Auch am Gaumen ist das trocken, sehr lebendig, klar, hier zeigt sich wieder der Gebirgsbach, mäandernd, nicht zu schnell, kreidig, recht grün aber reif, mit roten Beeren und Limequats. Großartig!

©VDP.Peter Bender

Riesling Rheingau

Die Rheingau-Rieslinge habe ich am Samstag vor der offiziellen Vorpremiere in Schloss Vollrads probiert. Da waren teils die Winzerinnen und Winzer anwesend und ich dachte, das wäre eine gute Gelegenheit, dass ich an den anderen drei Tagen die Zeit für Anderes nutzen kann. Allerdings gab es dann bei der Vorpremiere noch einige Weine mehr, die hier nun keine Berücksichtigung finden. 

Das Hochheim Kirchenstück 2020 Riesling Domdechant Werner´sches Weingut liefert vor allem Kernobst wie grünen Apfel und etwas grüne Birne, wirkt leicht kräutrig, hell in der Aromarik, frisch aber auch noch stromlinienförmig wie nach der Vergärung mit Zuchthefe. 

Am Gamen wirkt der Wein frisch, saftig, leicht cremig, durchaus lebendig und recht knackig, etwas herb und angenehm pikant im Finale, allerdings auch nicht sonderlich komplex. Dasist ein guter Einstieg, für mich aber eher auf Ortswein-Niveau. Der Hochheim Hölle 2020 Riesling Domdechant Werner´sches Weingut ist spontanvergoren mit 8,1 Gramm Säure und vier Gram Zucker und das schmeckt auch so. Der Wein wirkt etwas runder, voller aber immer noch frisch und kräutrig im Duft und auch am Gaumen sehr kräutrig, sehr transparent mit lebendiger Säure und einer gewissen Tiefe. Der Hochheim Hölle 2020 Riesling Weingut Künstler wurde in der Korbkelter gepresst, hatte Maischestandzeit, wurde im Stück und Doppelstück mit Reinzuchthefe vergoren und ausgebaut. Der Wein duftet nach einem Blumenmeer, speziell nach Päonien, Dazu kommen Kräuter und Gestein, Petrichor auf Gestein. Auch am Gaumen gibt es viel Gestein, der Riesling wirkt sehr klar und saftig, fordernd, jung, fast drahtig.

Der Kiedrich Gräfenberg 2020 Riesling Robert Weil wurde spontan vergorn nach ener Maischestandzeit von 4 bis 18 Stunden. Vergärung und ausbau  in 400 bis 1.200 Liter-Fässern. Der Wein bleibt ungeschwefelt auf der Vollhefe bis zur Füllung. Der Riesling zeigt sich zu Beginn sehr verschlossen, kaum Duft von sich gebend, etwas warmen Butterkeks, Blüten, dann etwas Sauvignon-Blanc-Aromatik mit Cassis und Stachelbeere. Auch am Gaumen ist er noch ein wenig scheu, extrem jung, aber saftig, mit Luft gurgelnd immer steiniger werdend, straight, fordernd, angenehm trocken, kompromisslos mit klarer Säure, Extrakt, Struktur und Länge. Das wird! Der Erbach Hohenrain 2020 Riesling Baron Knyphausen wurde im Tonneaux in 10ter Belegung und im Edelstahl mit Beeren vergoren. 7 Gramm Säure, 2 Gramm Restzucker, Standzeit 12 Stunden. Man bemerkt den leichten Holzeinfluss meiner Ansicht nach trotzdem noch. Es zeigt sich eine angenehme Kräuteraromatik, etwas Selleriegrün, insgesamt frisch wirkend. Nach einer Zeit wird er saftig und leicht fruchtig mit etwas Melone. Am Gaumen zeigt er sich trocken, leicht austrocknend, mit einer leichten aromatische Delle am mittleren Gaumen, im Finale dann herb und lebendig. Der Erbach Hohenrain 2020 Riesling Jakob Jung kommt aus dem Großen Holzfass und Edelstahl, alles spontan durchgegoren, Vollhefe, 4 Gramm Restzucker, Säure 7, kein BSA. Der Riesling zeigt sich sehr jung, cremig, mit Noten von grünem Tee, am Gaumen noch etwas unterkühlt, mit recht rescher Säure, viel Apfelaromtik, kräutrig, straight. Der Erbach Hohenrain 2020 Riesling von Oetinger wurde bei 92 und 93 Grad Oeschle gelesen, mit Füßen eingemaischt, hatte Standzeit und wurde spontanvergoren und 11 Monate auf der Vollhefe im Edelstahl ausgebaut. Es gibt hier grünen Apfel mit Kräutern, recht herbe feste, steinige Noten. Am Gaumen merkt man die Standzeit. Der Wein wirkt griffig, fest, phenolisch, mit viel Kräutern und wenig Frucht, eher wieder grüner Apfel, Zitrone, dann Stein und Kräuter. Lang. Der Erbach Marcobrunn 2020 Riesling von Oetinger hatte drei Tage Standzeit und wurde ähnlich ausgebaut. Er bietet einen ruhigen weißfleischigen und kräutrigen Duft. Stein und Tabak, durchaus auch dunkler Tabak, etwas Latakia und schwarzer Kardamom. Am Gaumen ist das ein kraftvoller, tiefer Wein mit einer kühlen, fast schwarz wirkenden Mineralik, Kräuter, herb im Angang aber eine schöne, klare Herbe, etwas Tabak, Trockenkräuter. Sehr schön! Der Hattenheim Wisselbrunnen 2020 Riesling Josef Spreitzer riecht ein wenig nach leicht verbranntem Gummi an einer Tankstelle. Auch am Gaumen fand ich ihn eher schwierig, leicht austrocknend, insgesamt sehr trocken, kräutrig, noch leicht von Hefe beeinflusst, steinig un dimmer mit der prägnanten Reduktion dabei. Im Finale griffig, trocken, lang. Das braucht Zeit um sich zu finden. Der Hattenheim Wisselbrunnen 2020 Riesling August Eser stand 10 Stunden auf der Maische. Er duftet nach weißem Pfirsich im Gummiboot. Zuchthefen? Das wirkt so vordergründig fruchtig, auch apfelig. Am Gaumen wirkt das dann recht herb, kräutrig, trocken (3 Gramm), griffig mit einer markanten Säure und komplexer als in der Nase erwartet. 

Der Oestrich Doosberg 2020 Riesling August Eser wurde nur zum Teil länger auf der Maische belassen, ein Teil mit und einer ohne Rappen. Asgebaut auf der Hefe mit Battonage. Im Duft gibt es Pfirsichcreme und Kräuter, am Gaumen wirkt das ebenfalls cremig und seidig mit einer lebendigen aber eher reifen Säure. Der Oestrich Doosberg 2020 (laut Liste 2020, müsste aber eigentlich 2019 gewesen sein) Riesling Peter Jakob Kühn lag 16 Monate auf der Vollhefe im Doppelstückfass. Es ist ein in sich ruhender Wein. Im Duft zeigt er etwas wie selbstgemacht wirkende Kräuterlimo mit Stein und Butterkeks, m Gaumen wirkt er ganz trocken, saftig, ruhig, druckvoll, sehr salzig und tief. Ein fanstischer Rheingauer Riesling. Der Hallgarten Jungfer 2020 Riesling Weingut Prinz wurde spontan vergoen und im Edelstahl und Halbstück ausgebaut. Der Wein wirkt recht duftig, etwas Gummi gibt es, zudem Kernobst und Steinobst. Am Gaumen zeigt er eine leichte Süße, auch eine runde, eher reife Säure, wirkt leicht hefig und kreidig. Der Schloss Vollrads Schlossberg 2020 Riesling Schloss Vollrads wurdein diesem Jahr zum ersten Mal vollständig im Stückfass, teils spontan vergoren, teils mit weinbergseigenen selektionierten Hefen vergoren. Im Duft zeigt sich eine deutliche Reduktion, viele Musketen, etwas weiße Blüten, Gestein, Limette. Am Gaumen angenehm trocken, zitrisch, säurebetont, saftig, etwas salzig. Durchgegoren bei rund 7 Gramm Säure. Dazu gab es noch den Schloss Vollrads Greiffenberg 2018 Riesling Schloss Vollrads, der im letzten Jahr schon präsnetiert wurde und der mir da schon sehr gut gefallen hatte. Diesmal gefiel er mir mindestens so gut. Er lag 18 Monate im Großen Holzfass, zeigt immer noh ene rduktive Note, Extraktsüße, Creme, etwas Salzkaramell, Rauch, eine druckvolle Säure und eine sehr gute Länge. 

Der Winkel Jesuitengarten 2020 Riesling J. Wegeler hatte 50 % Maischestandzeit, wurde zu 60 % im Edelstahl, zu 40 % im Stückfass ausgebaut, spontanvergoren, Battonage. Ende Mai von der Vollhefe abgezogen. 4,6 Gramm Restzucker. Im Duft cremig wirkend mit reifer Steinobstfrucht. Am Gaumen wirkte er rund, durchaus stoffig aber auch mit einer druckvollen lebendigen Säure. Der Rüdesheim Berg Schlossberg 2020 Riesling J. Wegeler wurde zu je 50 % im Stückfass und Edelstahl ausgebaut und hat 4,6 Gramm Restzucker. Der Wein wirkt leicht hefig, mit eher weißfleischigem Obst. Er Zeigt etwas Süße, die von der lebendigen Säure ganz gut gekontert wird. Insgesamt wirkt er aber recht stromlinienförmig. Der Martinsthal Langenberg 2019 Riesling Trocken Diefenhardt wurde teils in großen Holzfässern, teils Edelstahl mit etwas Standzeit ohne Entrappung vergoren. Der erste 2019er zeigt olfaktorisch den Rest einer Spontanvergärung, etwas Hefe, floral, etwas Steinobst und kandierte Orangen. Eine fast moselanische Leichtigkeit und Kräutrigkeit, aber auch ein wenig gefühlte Restsüße und Reifenoten. Der Rauenthal Baikenkopf 2019 Kloster Eberbach hat 1,3 Gram Restzucker und kaum Schwefel. Der Wein duftet nach Butterkeks, etwas Reduktion, Zitrone und etwas Ananas. Am Gaumen wirkt er trocken, fordernd, mit ein wenig Zitronencreme. Er zeigt sich leicht stoffig, aber es fehlt etwas an Körper und Länge und e swird leicht bitter im Finale. Der Erbach Hohenrain 2019 Riesling Baron Knyphausen wirkt griffig und leicht rauchig, wild mit viel Grip, Phenolik und Tabak. Spannend! Der Erbach Siegelsberg 2019 Riesling Jakob Jung lag 22 Monate auf der Hefe. Er duftet nach zerlassener Butter auf Pfannkuchen, wirkt am Gaumen trocken, fest, griffig, mit reifer Zitrone und Orange, herben Zesten, leichter Salzigkeit, leichter Fruchtsüße, aber herb und insgesamt mit fordernder Säure. Sehr schön! Der Hattenheim Nussbrunnen Riesling Balthasar Resszeigt reduktive Spontanvergärungsnoten, war 12 Monate auf der Vollhefe. Er wirkt aktuell etwas einfach gestrickt, saftig, mit etwas Joghurt, rund, nicht fordernd. Der Hattenheim Hassel 2019 Riesling Wein- und Sektgut Barth wirkt rauchig, leicht milchig und mit etwas Petrol in der Nase. am Gaumen gibt es dann noch mehr davon. Da ist viel Säure, Druck. Reife in der Frucht. Dabei ist der Wein fordernd, zitrisch mit etwas Ananassäure. Sehr schön aber sehr ungewöhnlich, wel die Säure neben dem reiferen Rest steht. Der Winkel Jesuitengarten 2019 Riesling Familie Allendorf wurde auf der Vollhefe ausgebaut und kaum geschwefelt. Er wirkt reif, saftig, vergleichsweise trocken mit ein wenig Bitter Lemon, am Gaumen mit Zug, fordernd, zitrisch, kräutrig mit guter Länge. Der Schloss Johannisberger Silberlack 2019 Riesling Schloss Johannisberg bietet eine absolut klassische Rieslingnase, leicht traubig, steinig, kräutrig mit cremiger Zitrone und etwas Ananas. Am Gaumen wirkt er saftig, leicht extraktsüß, cremig, dann immer steiniger werdend, mit guter Länge bei leichter Salzigkeit und vollem Saft. Das Problem ist ein wenig: Die Säure steht neben dem Rest und das wirkt wie aufgesäuert. Der Rest ist schon reifer. Wirkt ein bisschen wie bei Barth. Der Rüdesheim Berg Rottland 2019 Balthasar Ress gibt sich rauchig, etwas wässrig mit ein wenig hellem Kernobst. Auch am gaumen wirkt das etwas wässrig, a fehlt es an Stoff. Der Wein wirkt ungewollt karg, etwas Mineralität und zu herber Phenolik, etwas salzig. Der Rüdesheim Berg Rottland 2019  Johannishof schließlich duftet nach Blumen, Blüten und etwas Keks. Am Gaumen wirkt er recht süß, voll hefig, cremig, reif, aber nicht unsexy, doch das könnte irgendwann etwas zu üppig werden.

Riesling Franken

Hier hatte ich leider nicht mehr viel Zeit. Daher erwähne ich nur, was mir gut und gar nicht gefallen hat. Der Rödelsee Hoheleite 2020 Riesling Paul Weltner wirkt hell, klar, sehr saftig, recht zitrisch, unaufgeregt und wie üblich sehr präzise. Der Iphofen Julius-Echter-Berg 2019 Riesling Hans Wirsching wirkte zwar ähnlich reif wie die Silvaner, aber der Riesling steckt das besser weg. Recht reif, recht gelb aber mit einem ordentlichen Schwung. Das ist saftig, das hat Grip und eine durchaus druckvolle Säure. Es wirkt jung und agil. Der Würzburg Stein-Berg 2020 Riesling Staatlicher Hofkeller Würzburg bietet einen schönen Duft von Blüten und etwas Honigseim, etwas Rauch, etwas Karamell, am Gaumen mit Druck und herben Orangennoten, saftig, aber mit einer Säure, die etwas daneben steht. Der Randersacker Pfülben 2020 Riesling Bürgerspital zum Hl. Geist bietet recht viel Druck, wirkt zitrisch, saftig, mit angenehm herben Noten. Aber eben auch recht viel Frucht neben der pikanten Note. Hinten raus recht druckvolle Säure. Gut.  

Der Homburg Kallmuth 2019 Riesling Fürst Löwenstein wirkte viel zu süß für ein GG. Der Würzburg Stein-Berg 2020 Riesling Bürgerspital zum Hl. Geist wirkt limonig, brausig, süffig. Der Bürgstadt Centgrafenberg 2020 Riesling Rudolf Fürst wirkt zurückhaltend, ganz leicht rauchig, am Gaumen saftig, hell, in sich ruhend, aber für ein Großes Gewächs nicht wirklich komplex. Der Randersacker Hohenroth 2019 Riesling Störrlein Krenig wirkt wie aufgesäuert. Die Säure steht komplett daneben. Der Sommerhausen Steinbach Alttenberg 1172 2019 Riesling Schloss Sommerhausen zeigt schon viel Petrol, wirkt bitter, phenolisch und schwer zu probieren. Die nichterwähnten Weine lagen eher in der Mitte dieser beiden Ausschläge. 

Kurzes Fazit

Dei drei Winzer von der Terrassenmosel haben eine hervorragende Performance abgeliefert. Im Rheingau habe ich wenige Highlights gefunden. Das Meiste ist gut aber begeistert mich nicht. In Franken musste ich mich beeilen, hatte aber das Gefühl, dass es dort schon deutlich bessere Jahre gab. 2019 wirkte hier schon oft in der Reife stark fortgeschritten.

Die aktuell besten Weine

Winningen Uhlen Laubach 2020 Riesling Heymann-Löwenstein

Winningen Uhlen Roth Lay 2020 Riesling Heymann-Löwenstein

Pünderich Marienburg “Fahrlay-Terrassen” 2020 Riesling Clemens Busch

Kiedrich Gräfenberg 2020 Riesling Robert Weil

Oestrich Doosberg 2020 Riesling Peter Jakob Kühn

Sehr empfehlenswert

Hatzenport Kirchberg  2020 Riesling Heymann-Löwenstein

Winningen Röttgen 2020 Riesling Knebel 

Winningen Uhlen 2020 Riesling Knebel 

Pünderich Marienburg “Rothenpfad” 2020 Riesling Clemens Busch

Pünderich Marienburg “Falkenlay” 2020 Riesling Clemens Busch

Hochheim Hölle 2020 Riesling Weingut Künstler

Erbach Marcobrunn 2020 Riesling von Oetinger

 Erbach Siegelsberg 2019 Riesling Jakob Jung

Empfehlenswert

Erbach Hohenrain 2020 Riesling von Oetinger 

Winkel Jesuitengarten 2019 Riesling Familie Allendorf

Rödelsee Hoheleite 2020 Riesling Paul Weltner

Iphofen Julius-Echter-Berg 2019 Riesling Hans Wirsching 

Randersacker Pfülben 2020 Riesling Bürgerspital zum Hl. Geist

© VDP.Peter Bender

Fazit

Nun kommt also nach rund 130.000 Anschlägen und einige Zeit nach der eigentlichen Veranstaltung das Fazit. Es gab rund 430 Weine zu verkosten und rund 340 davon dürfte ich geschafft haben. Ich habe versucht, jedem Wein Zeit zu geben aber die ist knapp. Deswegen, und weil viele Weine frisch gefüllt sind, sind all die Eindrücke Momentaufnahmen. Es gibt keine Punkte, nur Empfehlungen.

2020 ist ein sehr guter Jahrgang, dessen Größe erst in einigen Jahren wirklich ganz zum Vorschein kommen wird. Kaum ein 2020er hat mich im Vergleich zu 2019 spontan mehr begeistert in diesem frühem Stadium. Im letzten Jahr war ich bei vielen Weinen aus dem Häuschen, in diesem Jahr weniger. Aber ich glaube nicht, dass das in letzter Konsequenz ein schlechterer Jahrgang ist. Er wirkt aktuell nur etwas vordergründiger weil fruchtbetonter. Und bei den GGs sind wird das ja kaum noch gewohnt. Wenn dann die gefeierten Stein-Rieslinge plötzlich auch Frucht mit sich bringen, schrecken wir etwas zurück. Ich gehe davon aus, dass die 2020er einfach ein paar Jahre brauchen, bis der Stein die Frucht einholt. Manche Rieslinge dürften es allerdings etwas schwer haben, weil zur Frucht dann auch noch eine etwas zu reife Säure hinzukommt. Ob diese Weine die Kurve dann richtig kriegen, wage ich zu bezweifeln.

Wenn ich das Tasting und die letzten Jahre Revue passieren lasse, dann wirkt auf mich die Veranstaltung wie die Championsleague, wo ein paar Vereine dringend weg wollen um eine eigene Europa-League zu gründen. Es gibt innerhalb der Gruppe mindestens einen Klassenunterschied, der sich immer weiter festigt. Nur wenige steigen auf. Die Aufstiege kann man in Württemberg beobachten, wo die ganze Regio , zumindest im VDP-Bereich zugelegt hat. Der Rheingau tut dies nicht sonderlich konsequent. Er verharrt meiner Ansicht nach weiter unter seinen Möglichkeiten. Ein bisschen sorgen können einem diverse Weingüter in der Mittelhaardt machen, die entweder noch so gar nicht mit dem Klimawandel klar kommen, oder nicht mehr konsequent geführt werden oder zu viel experimentieren.

Die Weine von der Nahe wirkten schon ungewöhnlich offen, ebenso die aus Rheinhessen. Das führt dazu, dass sie teilweise geradezu fruchtsüß wirkten. Das traf auch auf diverse Weine der Pfalz zu. Ich habe viel zu oft den Begriff Bitter Lemon verwendet aber mir fiel häufig auch nichts Besseres dazu ein.

Der Chardonnay hat es so langsam aber sicher verdient, auch in anderen VDP.Regionen angenommen zu werden als GG. Für Rheinhessen würde ich mir wünschen, dass auch der Silvaner dort irgendwann als GG auftaucht, es tut sich viel bei dieser Rebsorte und das würde dem Ganzen mehr Schwung verleihen. Beim Spätburgunder steigt das Niveau, auch wenn die Spitzen in diesem 2019er Jahrgang etwas weniger hell geleuchtet haben, als ich es erwartet habe. Aber das Niveau ist wirklich toll und es zeigt sich, dass der Generationswechsel hier auch für viel Schwung sorgt.

Was mich nervt ist die Mischung aus 2018er, 2019er und 2020er Jahrgängen. Das macht das Verkosten schwierig und tatsächlich haben mich die älteren Jahrgänge nur vergleichsweise selten überzeugt. Macht es bei Riesling wirklich immer Sinn, sie noch deutlich länger liegen zu lassen?

Es war wieder eine erhellende, sehr gut organisierte Veranstaltung des VDP, bei der ich lediglich schade finde, dass es die Sperrfrist für die Veröffentlichung von Bewertungen nicht mehr gibt, so dass manche halt schon viel früher bewerten. Das zerfasert das Ganze doch deutlich. Ansonsten hat es gut getan, mal wieder Kolleginnen und Kollegen zu sehen und zu sprechen.

Die Kollektion des Jahres

Statt Punkte zu verteilen habe ich mich dazu entschlossen, die Kollektionen zu küren, die mir in ihrer Konsisistenz, in ihrem Charakter, in ihrer Präzision und Tiefe am besten gefallen haben.

Die Kollektion des Jahres bieten für mich Oliver und Carolin Spanier. Die Qualität und der Charakter der Weine von Battenfeld-Spanier und Kühling-Gillot sind herausragend und das an der Rheinfront wie im Wonnegau, bei Rieslingen wie Spätburgundern. Oliver hat in den letzten Jahren immer noch mal weiter geschliffen und geschliffen. Das spürt man sehr deutlich. 

Auf dem nächsten Platz liegen für mich A. Christmann und Bernhard Huber. Bei den Christmanns bin ich froh, dass ich die Weine ein paar Tage später noch mal probiert habe. Denn die Weine sind im Laufe der letzten Jahre leiser geworden, aber dafür feiner, eleganter und tiefer. Sie brauchen mehr Zeit und kamen in der Vorpremiere nach einigen viel lauteren Weinen. Auch hier wird seit Jahren von einem hohen Niveau aus an den immer kleineren aber wichtigen Stellschrauben gedreht, was den Riesling angeht, für den Steffen Christmann verantwortlich zeichnet. Sophie hat den Stil der Rotweine klar verändert und innerhalb von drei Jahren schon ein beeindruckendes Niveau erreicht.

Julian Huber hat eine Bomben-Kollektion hingelegt, bei der ich mir nur manchmal wünschen würde, dass die Weine so ein bisschen mehr Speck und Dreck hätten, diesen Sweetspot, der eine Schönheit noch charaktervoller macht. 

Hier geht es zum vorherigen Teil 5:

2 Kommentare

  1. Vielen Dank für die sehr ausführlichen Berichte, das muß man erst mal gebacken kriegen, Chapeau dafür! (Natürlich auch für die Kollegen…)
    Dennoch: ich denke, ich warte diesmal lieber auf die kühlen Perlen aus 2021, der Keller ist eh voll…

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